Es weihnachtet erschreckenderweise schon wieder sehr – folgerichtig war es an der Zeit, unseren letzten Spielesamstag des Jahres auszurufen, der dann auch unter dem passenden Motto stand! Gesucht waren Spiele, die in irgend einer Form mit ungewöhnlichen/seltsamen/vermurksten oder auch einfach stressenden Zeitabläufen zu tun hatten…
Letter Jam
Benjamin: Doch, natürlich passt Letter Jam zu unserem Thema! Schliesslich verliert die Blume ja mit der Zeit (!) ihre Blätter…
Ok, ein wenig schwach auf der Brust mag das Argument ja sein – Letter Jam hingegen ist es nicht. Bezüglich erforderlichen Erklärungsaufwands reiht es sich nahtlos zwischen Codenames und Decrypto ein – und übertrifft dann auch lockerst den Spielspass des einen, beziehungsweise erreicht jenen des anderen. Die Wortbastelei entpuppt sich als wunderbare Knobelaufgabe mit gewichtigem Interpretations- und Menschenkenntnisanteil. Wer kommt schon auf die Idee, dass Peter mit dem Hinweis S?UM nicht SLUM gemeint haben könnte…
Peter: …tja, hättest du mal gewusst, dass ich zu Primarschulzeiten auch mal den Nähunterricht besuchte, in welchem ich den einen oder anderen SAUM zu fertigen hatte. Aber so weit reicht unsere Bekanntschaft halt nicht zurück. Item. Fazit: Super Spiel, werde ich mir kaufen.
Yves: Was zur Hölle ist ein EMKAT? Meinte sie wirklich FILM? Oder nicht doch FILZ? Ach und war TEUER wirklich nicht HEUER oder NEUER? Tolles Spiel, empfehle ich jeder Gruppe für einen entspannten Silvesterabend.
FUSE
Yves: Gemeinsam entschärfen wir eine Bombe innert 10 Minuten (inklusive Ticken, Stress und Adrenalin). Da wir alles trainierte Experten sind, haben wir das locker geschafft (O-Ton Marco: „Isch ja vou easy!“). Vermutlich hat er den Timer nicht gesehen, denn darauf stand etwas wie „60 Sekunden sind noch zu spielen“.
Peter: Fuse ist quasi der vierfache Ristretto unter den Brettspielen: immer wieder für einen kleinen Adrenalinschub gut. Oder als Aufwecker nach einer langweilwierigen, zermürbenden Partie Food Chain Magnate. Wir spielten es zwar dieses Mal direkt zum Auftakt, aber so waren wir dann auch bereit für die kommenden Aufgaben.
Now Boarding
Yves: Unsere Greta wollte doch tatsächlich von Miami nach Los Angeles. Anscheinend gibt es dort atemberaubende Burritos. Auf dem Weg dorthin hole ich noch den Cowboy in Texas ab und kaufe mir eine zusätzliche Sitzgelegenheit, damit Greta ja nicht auf dem Boden hocken muss… Man stelle sich nur den Shitstorm in den sozialen Medien vor! Now Boarding ist toll und hat mich hervorragend unterhalten. Nicht zu einfach, nicht zu schwer, gerade richtig für angehende Piloten.
Peter: Ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Wenn es was zu bemängeln gäbe, dann das kleine Spielbrett, auf dem es 3 Hände während 15 Sekunden irgendwie hinkriegen müssen, alles, was zuvor detailliert besprochen wurde (oder nicht), auch umzusetzen. Aber so, wie ich Autor Tim Fowers einschätze, gehört das wohl mit zum Witz am Spiel. Noch markanter dürfte das in einer 5-Spieler-Partie werden, denn das Spielbrett wäre dort auch nicht grösser…
Leo muss zum Friseur
Benjamin: Als Zwischengang für zwei Personen in Warteposition kam uns dieses schnelle Kinderspielchen gerade recht – obwohl Leo zu zweit durch die umfangreiche Kartenhand recht einfach durch den Dschungel zu lotsen ist (und wir dann keine Zeit für eine der anspruchsvolleren Varianten hatten). Bereits am dritten Tag war der Coiffeurstuhl gefunden und Leo wieder ansehnlich. Das Kinderspiel ist perfekt für eine gemeinsame Partie mit Erwachsenen und Kleine(re)n. Letztere können sich prima merken, wo die bunten Viecher lauern, während die Erwachsenen die strategische Komponente beitragen.
Die Crew
Benjamin: Doch, natürlich passt Die Crew zu unserem Thema! Schliesslich… ach, ich weiss doch auch nicht…
20 Minuten waren bis zum traditionellen Cordon Bleu noch zu überbrücken, und da passt ein Knaller wie der mit seinen kurzen und flexiblen Missionen eben perfekt rein.
Der Kartograf
Yves: Eine Partie dauert vier JahresZEITEN!!! Damit haben wir die Grundbedingungen erfüllt. In Zeiten von „Roll and Write“-Tsunamis sticht dieser Vertreter aus der Masse heraus und spielt sich sehr flüssig. Ausserdem gibt es mit den Monsterattacken die Möglichkeit, die Zeichnungen meiner Kollegen zu verkritzeln… Das mag man – oder auch nicht. Ich schon…
Peter: Nach den beiden mit ihren Zeitlimits stressenden Titeln Fuse und Now Boarding kam der Kartograph gerade recht. Gemütliches „Draw and Draw“ (müsste es hier doch vielmehr heissen, angesichts der fehlenden Würfel und Buchstaben/Zahlen?) – man kreuzt nicht einfach nur Kästchen ab, sondern gestaltet dabei eine Landschaft. Nebst Railroad Ink wohl einer meiner Lieblingsvertreter des Genres – auch wegen des interaktiven, monsterbedingten Verschandelungselements.
Scythe
Benjamin: „Achtung, Scythe ist kein Kriegsspiel“, haben uns die beiden Veteranen bei der Regelerklärung intensivst eingebläut. Hach, was waren wir froh, das erfahren zu haben, sonst hätten wir das bluttriefende Gemetzel, das anschliessend Runde für Runde über drei Stunden stattfand, doch glatt fehlinterpretiert! Beide Cracks waren der Meinung, sie hätten noch nie eine derartige Partie erlebt. Das hat man davon, wenn man entgegen allen Warnungen doch mit uns spielt…
Beyond the Wall
Peter: Erstmals an einem Muwins-Spieletag wurde ein Pen & Paper Rollenspiel aufgetischt. Beyond the Wall ist ein regelleichter, ziemlich old-schooliger, um einige Erzählelemente angereicherter Titel, der sich als wirklich einsteigerfreundlich bewährt hat – und dabei auch die beiden Veteranen am Tisch in seinen Bann zu ziehen wusste. Meine vier Mitspieler*innen haben ihre Quest geradezu bravourös gelöst und, was mir am wichtigsten war, alle haben sich prima amüsiert – mehr kann ich mir als Spielleiter gar nicht wünschen. Nach dieser gelungenen Premiere dürfte es wohl eine Fortsetzung geben. Vielleicht in derselben Welt, vielleicht aber auch ganz woanders…
One Night Ultimate Alien
Benjamin: In 15 Minuten schliesst das des Alpes – reicht’s noch für ein Tragedy Looper? Da das dann doch ein wenig knapp geworden wäre, folgte halt einmal mehr der Griff zu den Aliens. Die haben zwar thematisch definitiv gepasst und für zwei Runden auch wieder Spass gemacht, aber irgendwann reicht’s dann wohl für eine Weile damit…