Ferienzeit, Familienzeit. Wenn der Papa oder die Mama zu Hause weilen, das Wetter aber nicht für Aktivitäten ausserhalb der vier Wände geeignet ist, weil zu heiss oder zu nass, wird der Nachwuchs an den Spieltisch gezwungen.
Vorgesetzt bekamen meine Reckinnen heuer Zombie Kidz Evolution. Da die Zombies nun also auch in Kinderspielen auftauchen, sind die Gestalten wohl definitiv zur Popkultur verkommen. Wer jetzt Angst hat, dass die Muwins für einmal keine pädagogisch wertvollen Spiele rezensieren, sei beruhigt: Die Zombies werden hier von den Spielerinnen und Spielern nur «vertrieben» und nicht getötet (ergibt das bei Untoten überhaupt Sinn?) – ausserdem fressen die wandelnden Toten keine Mitspieler und sehen auch nicht sehr gfürchig aus. Alles ohne Blut, dafür harmlos und kindertauglich. Apropos pädagogisch: Die bösen Zombies haben sich in der Schule ausgebreitet und die kleinen Heldinnen und Helden wollen sie von dort vertreiben – wir gehen jetzt einmal davon aus, dass jedes normale Kind seine Schule vor Zombies beschützen würde. Unser Ziel ist es, die vier Tore im Hof zu verschliessen, bevor die Zombiehorden das Areal überrennen.

Die 2–4 Möchtegern-Ricks schnappen sich eine Spielfigur und stellen diese im mittleren Raum auf, während auf die Hoffelder jeweils ein Zombie gelegt wird.
Ein Spielzug gestaltet sich, wie für ein Kinderspiel zu erwarten, als eine sehr einfache Sache.





Sobald alle 4 Tore verschlossen wurden ist, die Partie gewonnen. Sollten aber während der Partie alle Zombies aus der Warteschlaufe eingesetzt worden sein und ein Spieler müsste ein weiteres Exemplar einsetzten, gewinnen die Untoten und die Schule wurde überrannt.
Zwischenfazit: Das Spiel ist regeltechnisch bubieinfach (das sollten auch 4-Jährige hinkriegen) und eine Partie dauert 10 bis 15 Minuten (das sollten auch ADSler hinkriegen). Trotz trivialer Regeln müssen die Kinder doch einigermassen effizient vorgehen und den richtigen Moment abpassen, um ein Tor schliessen zu können, sonst sind die vertrieben geglaubten Untoten schneller wieder zurück, als Kinder beim Erklingen der Schulglocke auf dem Pausenhof.
Wäre Zombie Kids Evolution nur dieses Spiel, würde es wohl ein halbes Dutzend Partien lang Spass machen, aber in der Spieleschachtel hat es noch mehr Inhalte:

Wie der Spieletitel vermuten lässt, handelt es sich um ein Legacy-Spiel. Nach jeder Partie dürfen die Kinder mindestens einen Sticker auf die Fortschrittleiste kleben. Sollten sie sogar bestimmte «Missionen» erfüllt haben, werden sie mit Bonusklebern belohnt.

Sobald genug Sticker gesammelt wurden, dürfen die tapferen Verteidiger der Schule einen dieser Umschläge öffnen und werden mit neuem Spielmaterial, Regeln etc. versorgt. Dies führt dazu, dass das Spielsystem ziemlich schnell ausgebaut wird und neue Schwierigkeiten zu meistern sind, aber auch neue Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Dabei trifft Zombie Kidz Evolution genau den Nerv. Die kurze Spieldauer sorgt dafür, dass neues Futter in angenehmen Zeitabständen häppchenweise nachgeliefert wird und der Reiz, noch eine Partie anzuhängen, weil-wir-ja-dann-einen-Umschlag-öffnen-können, ist unglaublich gross. Ein Kinder-Pandemie-Legacy auf Steroiden. Ich gebe es zu – selten hat ein Kinderspiel meinen Nachwuchs derart gepackt – und das Schöne: Auch für die Erwachsenen bietet das Spielsystem und das Umschlägeöffnen seinen Reiz.
Ein paar weitere Vorzüge seien hier vermerkt:
- Der Schwierigkeitsgrad ist für ein Kinderspiel gut gewählt. Erfahrene Strategen werden keine Mühe haben, gegen das Spiel zu gewinnen, bei «schlechterer» Spielweise werden aber die Zombies gewinnen. Als Erwachsene wollen wir also nicht immer dazwischenfunken, wenn unser Nachwuchs mal nicht den optimalsten Zug macht. Glaubt mir: Sie merken dann selber schnell, was ein guter Zug ist und was nicht.
- Das Spiel überfordert zu Beginn niemanden, was die Regeln anbelangt. Nach und nach wird aber der Komplexitätsgrad gesteigert.
- Sollten gewisse neue Regeln das Spiel für die Gruppe zu kompliziert machen, können sie ohne Probleme weggelassen werden, auch nur für einzelne Gruppenmitglieder. Das angegebene Alter (ab 7 Jahren) ist nicht schlecht gewählt, aber auch ältere Kinder haben Spass mit dem Spiel.
- Die Mitspieler und die Gruppengrösse können laufend wechseln. Es handelt sich also nicht um ein Legacyspiel, in welchem die gleichen vier Personen alle Partien gemeinsam bestreiten müssen. Das hindert aber die Kids nicht daran, «ihren» Lieblingscharakter zu haben.
- Sticker aufkleben macht etwa gleich viel Spass wie Spielen.
- Das Öffnen der Umschläge macht etwa doppelt so viel Spass wie das Spielen.
- Obwohl das Thema für ein Kinderspiel vielleicht fragwürdig ist, gelang die grafische Umsetzung sehr bunt und kindgerecht.
Zombie Kidz Evolution hat bei meinen Kids super funktioniert, viel Spass gemacht und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Das Legacy-System eignet sich wunderbar für Kinder und es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht früh genug lernen. Fahrradfahren, Schwimmen und Zombies ki-, äh, vertreiben.
Das meinen andere Zombiejäger:
Yves: Wir haben Zombie Kidz Evolution diesen Samstag im Briefkasten gefunden. Seitdem haben wir es mehr als 15 Mal gezockt! Dies zeigt, wie süchtig wir nach Zombieblut sind (bluten die eigentlich?). Unser Ziel ist es, vor Matt und seiner Bande mit der Kampagne durch zu sein. Dieser Trottel hat nämlich sein Exemplar nicht mit in die Ferien mitgenommen…