… ihr wisst schon: Spiele, bei denen sich zwei gegnerische Teams, verbunden durch die gemeinsame Liebe zum Spiel, gegenüberstehen und sich wie Gentlemen oder -women messen. So etwas wollten wir auch einmal. Als „Teamspiel“ galt dabei alles, bei dem mindestens ein Team aus mindestens zwei Personen bestand, allerdings war die Konstellation 2 gegen niemanden dann doch verpönt, schliesslich sollen Teamspiele ja eine soziale Angelegenheit sein. Wie man oben sieht.
The Shipwreck Arcana
Benjamin: Um es mit Rudi Carrel zu sagen: Eben noch auf der Rezensionsseite, jetzt auf unserer Showbühne! Zu fünft und dann noch einmal zu viert haben wir die Welt gerettet – und einmal mehr haben wir recht behalten: Das Wrack macht durch die kombinatorischen Winkelzüge einfach Spass – auch wenn wir’s nicht ein einziges Mal verloren haben. Die Herausforderung bleibt also überschaubar und man wird abwarten müssen, wie lange die reine Lust am Kombinieren den Spielspass tragen kann. Aber mindestens als Einstieg für Deduktionsneulinge darf man die Knobelei uneingeschränkt empfehlen. Ebenso, wenn sich jemand gern sehr hübsche Karten an die Wand hängen möchte.
Andreas: Da ich das erste Mal auf dem Wrack mitgeschippert bin, musste ich mir noch keinerlei Bedenken machen, ob der Spielspass ewig halten wird. Meine erste Fahrt gefiel mir gut; trotz der einfachen Regeln kann man bei seinen Tipps schon hübsch um die Ecke denken und hoffen, dass die Anderen die eigene Raffinesse auch zu würdigen wissen. Für einen weiteren Turn auf dem Wrack bin ich sofort wieder zu haben.
Secret Hitler
Peter: Secret Hitler dürfte mittlerweile das Spiel sein, welches die klassischstmögliche Eröffnung eines Muwins-Spielesamstags darstellt. So klassisch sogar, dass ich beim Eintragen der zwei Runden in die BG Stats App überrascht feststellen musste: Meine letzte Partie lag bereits mehr als anderthalb Jahre zurück! Vielleicht war ich auch deshalb etwas eingerostet und musste als rechtschaffener Reptilienmensch eine knappe Niederlage einstecken. Spass hat’s wie immer trotzdem gemacht.
Andreas: Er war wieder da. Und bei diesem Spiel macht Wiedersehen immer wieder Freude.
Benjamin: Lang‘ ist’s her, seit der gute alte Adolf den Weg ins des Alpes gefunden hat. Dabei ist das Spiel allerdings auf Anhieb zu gewohnt starker Form aufgelaufen. An Secret Hitler führt weiterhin kein Weg vorbei, wenn man verdeckte Rollen (und natürlich Teams) mag.
Blood Bound
Peter: Gleich noch ein soziales Deduktionsspiel im Anschluss. Blood Bound hatte ich nicht in so toller Erinnerung, was aber im Nachhinein daran gelegen haben könnte, dass ich es seinerzeit mit der Minimalbesetzung von 6 Spielern kennenlernte. Dieses Mal waren wir zu neunt und das scheint mir viel besser zu funktionieren. Zwar traute sich in beiden Runden niemand, ein unnötiges Risiko einzugehen, aber das heisst ja nicht, dass man es nicht auch mal tun sollte…
Andreas: Frohgemut hauen und stechen, im besten Fall sogar gegen das gegnerische Team und nicht gegen die eigenen Kameraden. Da bin ich immer wieder gerne dabei. Da wir eine ungerade Anzahl von Spielenden waren, war die Rolle des Inquisitors immer dabei. Obwohl die Gretchenfrage, ob der Mann der Kirche mit seinem Soloziel nicht übermässig stark ist und die Balance des Spiels arg ins Schlingern bringt, für mich weiterhin unbeantwortet bleibt, waren die Partien spannend und unterhaltsam.
Benjamin: Interview with the Vampire, Gary Oldman als Dracula, What We Do in the Shadows – ich mag die Blutsauger einfach. Und damit eben auch Blood Bound – das ansonsten zugegebenermassen mit gemischten Kritiken leben muss. Wie Andreas sagte: Beide Partien waren spannend, und da man sich immer mal wieder selbstlos für ein Clanmitglied vor’s Messer wirft und auch sonst das Vorgehen in der Familie absprechen sollte, ist auch der Teamaspekt zentral. Allerdings hat in unserer ungeraden Besetzung der inquisitorische Einzelkämpfer tatsächlich beide Partien dominiert – standesgemäss, denn niemand erwartet die spanische Inquisition!
Too Many Bones
Peter: Erneut erwies sich der Einstieg in eine Partie zu viert als eher harzig – bei drei Neulingen nicht verwunderlich, schliesslich will jeder zumindest die Grundskills seines Charakters erklärt haben und so dauert die Erklärrunde länger als von anderen Titeln gewohnt. Das scheint mir auch ein bisschen die Achillessehne von Too Many Bones zu sein, lässt sich aber gleichzeitig wohl nur schlecht umgehen in einem Spiel, in welchem die Helden durch grosse Verschiedenheit glänzen. Als sich meine Mitspieler dann nach den ersten paar Begegnungen langsam wohlzufühlen begannen, flutschte es jedoch ganz ordentlich. Ich finde das Spiel immer noch prima und freue mich auf den kürzlich gekickten Zusatzkram, würde es aber zu viert nur bedingt empfehlen.
Andreas: Eine Spielerunde mit Martina, Peter und Marco ist immer eine feine Sache. Too Many Bones mit seinem wirklich aussergewöhnlich hochwertigen Material, das zur Monsterhatz aufruft, wollte ich schon lange ausprobieren und war froh, dass Peter es mitbrachte. Noch froher war ich, dass er es auch erklärte. Das Spiel könnte für mich nämlich auch den Untertitel „And Too Many Little Ruledetails“ tragen. Das Spiel ist nicht kompliziert, ächzt aber schon etwas unter der Last einiger Regelfinessen, die für mich nicht wirklich zu dem doch relativ simplen Würfelmechanismus passen wollen. Leider kam für mich auch nie das Gefühl auf, dass ich die Welt von widerwärtigen Kreaturen befreie; das Thema war für mich nicht spürbar. Gegen den Schluss der Partie war ich denn auch erleichtert, dass mich unser Sieg gegen den Oberschurken von einer einsetzenden Schläfrigkeit beim Abarbeiten sich stark gleichender Kämpfe erlöste. Aber das ging mir schon bei Gloomhaven und Mechs vs Minions so.
Bauspiel (unveröffentlichter Prototyp)
Benjamin: Als Bautrupp haben wir 16 Wochen Zeit, ein schmuckes Häuschen auf die Parzelle zu knallen. Fundament, vier Stockwerke, Fenster, Türen, Dach, Kamin und Abschluss sollen es werden, und jeder von uns ist natürlich ein Spezialist. Vom Polier über den Anschläger bis zum Alleskönner geben wir (fast) alle unser Bestes! Können wir das schaffen? Ja, im Prinzip schon, wenn auch die Bautätigkeit durch Grippewellen, Diplomfeiern des Nachwuchses, Weiterbildungen, Firmenfeste, Bier holen, falsch geliefertes Material und überraschende SUVA-Inspektionen immer mal wieder ins Stocken gerät. Zum Glück war unser Boss (der Sohn „unseres“ Spieleautors) auf Zack und hat den verdeckten Saboteur („unseren“ Spieleautor) fristlos entlassen. Woche 16 – das Haus steht!
Cerebria
Andreas: Simone und ich waren während längerer Zeit um das einzige Exemplar von Cerebria geschlichen, das im Spieleladen unseres Vertrauens vorrätig war. Von der Frage „soll ich, soll ich nicht, soll ich…?“ erlöste mich Simone schliesslich mit ihrer beherzten Anschaffung. Netterweise brachte sie das Spiel nun mit, so dass ich eine erste Partie spielen konnte. Zum Glück erklärte sie das Regelschwergewicht auch gleich, wobei sie uns eine Erklärzeit von einer Stunde androhte. Die wurde zum Glück bei weitem nicht erreicht. Blickt man nach wenigen Zügen bei den vielen verzahnten Regeln erst mal durch, läuft die Partie grundsätzlich recht flüssig und unkompliziert. Thematisch handelt Cerebria vom Widerstreit negativer und positiver Gefühle im Gehirn eines Menschen. Vom Material her ist das prächtig und opulent umgesetzt, (wobei kritischere Stimmen von überproduziertem Blendwerk sprechen). Mir gefällt das unverbrauchte Setting und ich habe etwa geschmunzelt, als Urs und ich, die natürlich nur zu gern die negativen Gefühle gespielt haben, mit unserer starken Verlegenheit der unsäglichen gegnerischen Reinheit den Garaus gemacht haben. Mechanisch ist Cerebria im Kern ein Area-Control-Spiel mit wechselnden Wertungszielen. Trotz ein paar überfrachteter Regeldetails habe ich mich über die ganze Spieldauer gut unterhalten. Etwas zu denken gab uns, dass Urs und ich bereits nach relativ kurzer Zeit punktemässig davonzogen und wir aufgrund unserer uneinholbaren Führung die Partie kurz vor Ende vorzeitig abbrachen. Vielleicht lag es aber bloss daran, dass Simone – ganz ihrer Rolle als positives Gefühl verpflichtet – Urs und mich als ihre Gegner während des Spiels fürsorglich mit wertvollen Tipps unterstützte? Weitere Partien, auf die ich gespannt bin, werden es zeigen.
Mechs vs. Minions
Peter: Wenn ich mit Too Many Bones eine grosse, schwere Kiste anschleppe, kann ich doch gleich eine noch grössere einpacken – dies die Überlegung, und so landete Mechs vs Minions auch mal wieder auf dem Tisch. Zwei Veteranen aus angefangenen und nie beendeten Kampagnen waren sogar anwesend, und so rissen wir kurzerhand einen jungfräulichen Missionsumschlag auf und packten eine neue Aufgabe an (kann man zwar, muss man aber nicht so lesen, im Fall!). Phasenweise lagen auf unseren Befehlszeilen mehr Schäden als funktionierende Programme und entsprechend turbulent schlingerten wir durch die Landschaft, schliesslich schafften wir es aber doch über die Ziellinie bzw. ins Magmator. Das letzte Viertel zog sich etwas, da unser Sieg praktisch schon feststand, doch auch diese Partie war sehr unterhaltsam.
Star Realms
Benjamin: Dass man sich in diesem Weltraum-Deckbauer zu zweit wunderbar die Photonentorpedos um die Ohren hauen kann, ist bekannt. Da an diesem Samstag aber Teambildung angesagt war, kam die Variante zweiköpfige Hydra zum Einsatz. Gleich zwei mal nahmen es die martialischen Martinianer und die beneidenswerten Benjaner mit dem homogenen Hostettler-Imperium auf. Dank herausragendem Teamwork und hyperschlankem Deck triumphierten aber beide Male Diktatoren – wenn auch die erste Partie sehr (!) knapp. Star Realms bleibt Star Realms – und damit einfach saugut, egal in welcher Besetzung.
Trick ’n Trouble
Benjamin: Erschöpft von den Weltraumkämpfen und kurz vor Feierabend der Restaurantbelegschaft waren wir doch noch nicht so ganz bereit, die Waffen zu strecken. Immerhin wollte man sich diesmal mit- statt gegeneinander bemühen – und da kam Trick ’n Trouble als Rausschmeisser gerade recht. Da es sich hier um ein explizites Dreipersonenspiel handelt, gab ich für die Neulinge den Erklärbären und Coach – was wahrscheinlich der Grund für die jämmerlichen 21, beziehungsweise 23 Punkte „meiner“ Kämpfer war.
Habt ihr ausgefallene Ideen zu Themen für Spielesamstage? Fordert uns und schickt uns eure Vorschläge…
Die letzten Wochen komplett durch euren Blog gelesen, Daumen hoch und großes Dankeschön
Grüße aus Shanghai- dort gibt es auch ne Menge aktiver Gamer , u.a. auch mit Muwins Geschmack- heute Abend steht Cuba Libre auf dem Programm
Wow – vielen Dank für den netten Kommentar! Für ein Auswärtsspiel wird das ein wenig weit für uns, aber schön zu wissen, dass wir sogar aus derartigen Distanzen gelesen werden 😉 !!
Viel Spass mit Cuba Libre. – beziehungsweise: Was soll man den mit dem Spiel schon anderes erwarten…
Ganz enges Rennen auf der Insel gesten – Directorio, M26 und Regierung -1 von der siegbedingung bei der letzten Propagandakarte… Nur die Herren der ehrenwerten Gesellschaft wurden komplett kalt erwischt, mit nur einem offenen Kasino
Cool – wobei bei allen COIN-Titeln ja eigentlich gilt: Der Weg ist das Ziel. Die Punktewertung am Ende war nach dem Erlebten jeweils höchstens noch sekundär. Irgendwie haben bei uns die „Ehrenwerten“ meist recht erfolgreiche Geschäftstätigkeiten an den Tag gelegt… ;o)