Es folgt eine erste Auswahl an Titeln, die uns besonders aufgefallen sind oder beachtenswert erscheinen. Wie immer übernehmen wir keinerlei Garantien – schliesslich gucken wir in vielen Fällen auch nur in die Kristallkugel!
Mehr als einen zweiten Blick wert scheinen uns…
Yves:
Letztes Jahr haben wir fast alle Senators von La Mame Games verpasst. Das darf dieses Jahr nicht noch einmal passieren. Erstens, weil Peter dieses Jahr unseren Fehler nicht mehr ausbügeln kann und zweitens, weil die Familie Tahta tolle Spiele verkauft. Profiteers ist ihr neuer Streich. Gespielt wird während des Amerikanischen Bürgerkriegs, wir sind britische Investoren, die je nach Kriegsverlauf mit verschiedenen Kriegsanleihen handeln und die Waffenindustrie der beiden Gegner aufbauen. Wer schlussendlich den Konflikt für sich entscheidet, ist uns egal. Hauptsache, das Geld stimmt! Und was bedeutet dies für mich? Gekauft!
Ich bin immer auf der Suche nach geeigneten Spielen, die sowohl für Muggels wie auch für Kenner interessant und spannend zu zocken sind. Vom Essener Jahr 2018 sprangen mir da zwei Spiele ins Auge: Orbis und The Estates: Bid and Build. Die deutsche Ausgabe von Orbis erscheint bei Asmodee. Da wir Muwinser gerüchteweise an einem Gottkomplex leiden, passt das Ganze super. Wir stellen nämlich Götter dar und erschaffen in einigen wenigen Minuten eine tolle Welt. Im Grunde ist es sicher ein abstraktes Spiel, für welches das Thema eher nebensächlich ist. Egal, Orbis wird nämlich definitiv getestet.
The Estates wird nicht nur getestet, sondern direkt gekauft. Verantwortlich für dieses Spielt zeigt sich Simply Complex, der „Spiele für Dummies“-Geschäftszweig von Capstones Games. Dieser beglückte uns letztes Jahr mit dem herrlichen The Climbers. Bietmechanismus verbunden mit Area-Control-Elementen ist bereits fast ein „Must“. Hinzu kommt noch, dass ich endlich einen Bauinvestor spielen darf, der seine Kollegen in die Zementtonne werfen kann/darf/MUSS! Wem dies noch nicht überzeugend genug ist, der soll die vielen positiven Reviews zum Spiel Neue Heimat durchlesen. The Estates: Bid and Build ist nämlich eine Reimplementierung davon.
Benjamin:
Ich bin ja nun wirklich kein Freund von Erweiterungen. In 90% der Fälle wird ein prima funktionierendes, cleanes Spiel dadurch unnötig aufgebläht. Umso mehr muss dahinter stecken, wenn es gleich drei Erweiterungen in meine diesjährige „Must-Have-Auswahl“ schaffen!
The Fountain of Youth ist als alternativer Schleichpfad durch den mittlerweile nicht mehr ganz so unerbittlichen Lost Expedition-Dschungel de facto unverzichtbar. Da uns dort nicht nur das Spiel, sondern auch das Material von Osprey überzeugt hat: Sold!
In Room 25 hat man eigentlich schon genug damit zu tun, mit den sich dauernd verschiebenden Räumen klar zu kommen – geschweige denn, die mordlüsternen Wachen, die sich unter unsere Ausbrechertruppe gemischt haben, abzuschütteln. Und nun sollen wir uns auch noch um eine doofe VIP kümmern? Ja, unbedingt! Room 25: VIP? Sold!
Nachtrag: Offenbar erscheint zur Spiel ’18 eine neue (deutschsprachige) Auflage der Ultimate-Edition von Board Game Box – DIE Gelegenheit für interessierte Jungroomies.
Und noch ein Spiel mit verdeckten Identitäten, und zwar ein äusserst muggelfreundliches, das in solchen Einsteigerrunden (wenn Yves nicht mitspielt) zuverlässig für Furore sorgt. Deception ist eine bewährte Einstiegsdroge in das Genre – die zusätzlichen Rollen in Undercover Allies werden sehr gerne und mit Sicherheit genommen.
Wir verlassen das Erweiterungsterritorium! Holding On: Das bewegte Leben des Billy Kerr klingt derart abgefahren, dass ihm sein Plätzchen in meinem Koffer praktisch sicher ist. Auch wenn Yves weiter unten vor dem potentiell deprimierenden Thema zurückschreckt: Ich sage dazu nur: „Endlich wirst du erwachsen, Brettspielindustrie…“
In Sachen The Estates und Profiteers schliesse ich mich dem jugendlichen Herrn oben hingegen voll an. Die unumstösslichen Kaufargumente findet ihr bereits bei ihm.
Hach ja: Trick’n’Trouble ist so eine Sache. Einerseits kann man das Thema getrost in die Tonne treten, andererseits: 3er-Stichspiel? Und dann auch noch kooperativ? Das klingt so ungewöhnlich, dass ich es mir in Essen definitiv nicht zulegen werde – weil ich’s mir bereits geschnappt habe!
Und schliesslich: Mini Rails und Tulip Bubble waren spitze, Liberatores ein wenig umständlich, aber unterschätzt – und jetzt kommt mit Symphony No. 9 ein musikalisches Thema. Auch wenn die Seltenheit dieses Themenbereichs im weiten Brettspielangebot nicht ganz so
überraschend ist, wie manche Reviewer es uns Glauben machen wollen (Brettspiele sind nun mal primär ein visuelles und haptisches Medium, während Musik… ihr wisst schon…), wird der Ausflug in die akustische Klassik gern genommen. Dies in der Hoffnung, dass sich das Thema nicht einfach 1:1 auf eine Sportmannschaft übertragen lassen möge – aber um dem vorzubeugen, hatte der Verlag doch bestimmt einige Ideas.
Etienne:
Detective: A Modern Crime Board Game und Chronicles of Crime sind zwar beides keine klassischen Brettspiele, auf meiner Liste aber dennoch weit oben anzutreffen. Man darf sicherlich gespannt sein, wie sich die Detektivarbeit mit Online-Elementen (Detective) oder mit Virtual Reality-Unterstützung (Chronicles of Crime) verrichten lässt.
Man kann nie genug Area Control-Spiele haben! Wagt Galactic Warlords: Battle for Dominion einen Angriff auf Cry Havoc oder Kemet? Söldner anheuern, Planeten entdecken und erobern oder Missionen erledigen – klingt vielversprechend. Einzig das würfellastige Kampfsystem lässt noch einige Fragen offen… Ich bin gespannt.
Relativ wenig ist über Adventure Island von Pegasus bekannt. Auf einer Insel stranden und um sein Überleben kämpfen kommt bei mir immer gut an. Und dann noch eine Schachtel, die halb so gross ist wie die von Robinson Crusoe, und dennoch Geschichte und Entscheidungen verspricht… wieso nicht?
Zum Schluss noch ein abstraktes Würfelspiel namens Dicetopia. In rund 20 Minuten Würfel manipulieren und umplatzieren, um Missionen zu erfüllen – mit simplen Area Control und Worker Placement Aspekten. Ein perfekter Filler?
Die folgenden Spiele schienen uns vielversprechend, nach einem zweiten (völlig subjektiven) Blick gilt aber: Nein – leider dann doch eher nicht….
Yves:
Holding On: Das bewegte Leben des Billy Kerr sieht toll aus, die einzigartige Thematik scheint vorbildlich in die Mechanismen einzufliessen, auf BGG erhält das Spiel hervorragende Noten. Warum landet Billy Kerr nicht auf meinem Einkaufszettel? Ich muss gestehen, zum ersten Mal in meinem Spielerleben ist für mich das Thema „too much“… Die Krankenhausgeschichte, Billy so verkabelt zu sehen, dies ist mir zu viel Realität, zu viel Traurigkeit. Natürlich weiss ich, dass wir Muwinser immer für thematische Spiele plädieren… Aber im Fall von Billy hätte ich mir eher gewünscht, dass er ein Elfenkönig wäre und die bösen Orks vertreiben muss… oder irgendwas in dieser Art. Für viele wird die Story DAS Kaufargument sein, ich muss leider passen…
Viele haben mich bereits gefragt, warum gibt es so wenige vorgestellte Euro-Spiele? Warum landen die fast nie auf deinem Tisch? Gerne erkläre ich dies anhand zweier Essen-Neuigkeiten: Teotihuacan und Reykholt. Beim Nachfolger von T’zolkin ist der Fall eigentlich klar. Die ersten Bilder zeigen eine gräuliche Umgebung und ermuntern mich in etwa gleich stark, das Spiel anzutesten, wie mich eine Pizza ohne Tomatensauce, ohne Mozzarella und ohne Beilagen auffordert, sie zu essen. Das sieht eher wie eine Excel-Tabelle aus. Daher, schon nett u so, aber ehnder weniger! Die Grafik und das Design sehen toll aus bei Reykholt. Das Cover verdient Aufmerksamkeit! Vertieft man sich in die Spielregeln, merkt der geübte Leser, dass die Interaktionen auf ein Minimum reduziert wurden. Zudem fehlt das Überraschende, das Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Vertretern der Gilde! Daher poste ich lieber andere Spiele von Frosted Games! Die haben heuer nämlich einen tollen Jahrgang.
Benjamin: Ach – ich seh’s ja kommen: Unauffälliges, das auch dieses Jahr wieder (glücklicherweise) komplett an uns vorbeiziehen wird, gäbe es haufenweise. Um dabei von einer Enttäuschung zu reden, habe ich allerdings meine grundsätzlichen Erwartungen noch nicht hoch genug geschraubt. Ich bleibe (noch) positiv und verzichte auf die Negativnennungen. Vorläufig.
Etienne:
Ahhhh… schweren Herzens setze ich Thanos Rising: Avengers Infinity War leider auf diese Liste; hätte doch auch der Oberbösewicht Thanos ein würdiges Brettspiel verdient (geben wir uns also wohl oder übel noch mit Legendary oder Hail Hydra zufrieden). Das kooperative Helden-Anheuern und Herumkommandieren sieht ja ganz schön flott aus, aber wie zufällig (reines Würfeln) Thanos an die verschiedenen Infinity-Steine kommt, stimmt mich schon nachdenklich. Die Hoffnung stirbt zuletzt…
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Hiho,
Profiteers, Estates und Dicetopia hab ich mal auf meine noch viel zu lange Liste mit aufgenommen.
Ziemlich sicher bin ich mir im Moment bei Crason City – das Kartenspiel (finde das Brettspiel super), der Erweiterung von Lost Expedition und der deutschen Version von Spirit Island (Mechanik/ Thema hört sich toll an).
In die engere Anguckauswahl hat es bis jetzt Treasure Island (Desing spricht mich sehr an), Ramen (Ein Suppenspiel!), Newton (Thema find ich super, warte aber wohl auf die deutsche Version) und Cryptid geschafft.
Noch fünfundvierzig mal schlafen…
Sehen wir uns eigentlich wieder in Essen? Du kennst die Kleidervorschrift ja sicher noch oder?
Von deiner Auswahl schaue ich mir einmal Ramen an. Hatte ich nicht auf dem Radar. Newton sieht aus wie ein 08/15 Klötzchenschieber. Im Detail habe ich das aber noch nicht geprüft.
Aber ja sicher. Die Messe und ihr seid schon fest eingeplant. Freu mich schon drauf mit euch vielleicht wieder etwas spielen zu können. Hab schon gesehen, dass ihr auf dem Meet´n´play wieder vertreten seid.
Aber ob ich noch in euer XS T-Shirt reinpasse?
Mit Newton könntest du natürlich recht haben. Wahrscheinlich haben sie mich damit bekommen, dass die Spieler „one of the great geniuses of this period“ sein können. Im echten Leben ist mir das bis jetzt noch nicht gelungen, dann doch wenigstens auf dem Brett.