In der „Arena“ vom 1. Juni durften einige Volksvertreter über das neue Geldspielgesetz debatieren. In der Abschlussfrage wollte der Moderator von seinen Gästen wissen, was diese am liebsten spielen würden. Niemand von ihnen ist in Onlinespielgefilden unterwegs. Ganz ehrlich, dass der Herr Rösti am Abend zum Abschalten jeweils noch einige Runden Battlefield zockt, hätten wir jetzt nicht erwartet. Die genannten analogen Spielepräferenzen waren aber so uninteressant (talentierter Monopolyspieler und böse Mensch ärgere dich nicht Kontrahentin… echt jetzt???), dass ich ganz schnell einen muwinsschen Notfallnachhilfeplan zusammengestellt habe, in der Überzeugung, dass sich für alle Parteien das passende Brettspiel finden lässt:
SVP: Die Lieblingsthemen der Volkspartei? Landwirtschaft und Menschen mit anderer Hautfarbe oder Nationalität. In Puerto Rico könnten die stolzen Eidgenossen starkpigmentierte „Kolonisten“, die per Schiff übers Meer kommen in ihren
Bauernhöfen Plantagen arbeiten lassen. Das Schöne daran? Die Kohle kriegen die (weissen) Besitzer und keiner dieser Einwanderer kommt über die Schweizergrenze. Puerto Dingsbums liegt ja irgendwo in Afrika.
FDP: Als Unternehmer seine Produkte mit toller Marge an die Kundschaft verticken? Seinem Personal keinen oder nur wenig Lohn zahlen? Die Konkurenz ausbremsen und die Verlierer nichts abkriegen lassen? Was wie nach einem Traum für unsere Liberalen klingen muss, finden wir in Food Chain Magnate. Ausserdem gibt es keine staatlichen Regulierungen. Wenn Phillip Müller wegen schlechter Spielweise schon in der zweiten Runde stehend K.O ist, darf er zu seiner Märklinbahn in den Keller gehen.
SP: Vielleicht würde es den Genossen schon reichen, Monopoly zu spielen und nach jeder Runde das Geld wieder gleichmässig zu verteilen. Ja, eine solche Partie würde wohl etwas länger dauern, dafür wäre das Spiel für alle gleich (langweilig). Ich glaube aber, dass die Sozen bei Kreml voll auf ihre Kosten kommen könnten. Alle kommunistischen Posten sind hier zu haben und die Verlierer der parteiinternen Machtkämpfe dürfen
nach Sibirien auf den Aletschgletscher geschickt werden. Ob der gute Christian Probleme damit hätte, mal nicht der Parteichef zu sein?
CVP: Von wegen Wertezerfall: Bei einer Partie Salem 1692 dürften alle Kreuzli-in-Schulzimmern-Aufhänger das christliche Abendland vor den Ketzern retten, bevor Letztere ihre sündigen Ideen unters Volk bringen könnten. So ein Freudenfeuer ist halt immer ein Heidenspass.
Grüne: Hier wird’s schwierig. Der echte Grüne würde sich sowieso kein Brettspiel kaufen, weil die ja aus China kommen und oft viele Plastikteile enthalten. Photosynthesis könnte zwar thematisch passen, aber spätestens beim Bäumefällen würde es wohl einigen unbehaglich in der Vollkornkleidung. Sagen wir einfach, die Bäume würden gebraucht bei der Herstellung der Dieselfahrverbotsschilder…
GLP: Wenn man nur Zaster machen will, aber noch ein „grün“ im Parteinamen hat, ist es im echten Leben nicht immer einfach. Bei Politverdruss und Wunsch nach Ablenkung empfehlen wir den Grünliberalen CO2. So ein bisschen die Welt zu retten macht Spass und im Anschluss kann die ganze Gruppe mit dem Billigflieger nach Bali jetten.
EVP: Hallelujah, die Siedler gibts auch auf bibeltreu! Ich kenne die Siedler von Kanaan zwar nicht, denke aber, dass es wunderbar passt nach einem anstrengenden Gebetsabend. (Zählt Beten vor dem Würfeln als Schummeln?)
Piratenpartei: Der Partei, die für ein unabhängiges Internet kämpft, empfehle ich der schwarze Pirat. Neben dem Piratenthema sollten sich alle Mitglieder mit „viel Wind und wenig Effekt“ gut auskennen und das Regelheft ist nur wenig anspruchsvoller als das Parteiprogramm.
Was meint ihr? Welches Spiel würdet ihr für welche Partei vorschlagen? Gerne gesehen sind auch Beispiele aus unserem grossen Kanton. Was spielen wohl die Angela und der Horst, wenn die GroKo-Verhandlungen wieder mal etwas länger dauern? Lasst eurer Fantasie in den Kommentarspalten freien Lauf!
PS: Bei einer Partei unserer Nachbarn hätte ich den Vorschlag schon: AFDler würden wohl spontan Wir sind das Volk aus dem Regal ziehen. Ich rate davon ab, da bei diesem Spiel Denken gefragt ist. Mehr Spass bietet den „alternativen Bürgern“ sicher Abalone. Wo kann man sonst schwarze Kugeln über die Grenze schieben.
Für die Grünen R-Öko. Oder das hier:
http://lidude.net/dubistdran/2018/05/29/auf-dem-blaetterpfad-durch-den-muelldschungel/
Toll. Das Spiel sieht sogar so aus, als würde es keinen Spass machen. Das müsste den Grünen gefallen.
Sehr gute Idee!!!
Ich denke parteiübergreifend wäre „Die Macher“ zu empfehlen. Da kann jeder für sich im stillen Kämmerlein Ränke schmieden und Versprechen brechen.
Leider kenne ich kein Lobbyismus-Spiel, von daher nehm ich einfach „Automobility“ für die CDU. Da ist wenigsten ein dicker Benz auf dem Cover.
Der CSU würde ich als Selbsthilfe das Spiel „Decrypto“ empfehlen. Dort können sie gucken, ob ihre Politikwortkreationen wie „Atmender Deckel“ von irgendwem anders verstanden werden.
Den Grünen lege ich „Das Waldschattenspiel“ nahe. Viele Bäume, keine Autos und genug Schatten für unliebsame Realitäten. Und es ist vegan und biologisch abbaubar.
Die FDP wäre gut mit „Can´t Stop“ bedient. Immer gucken, wie weit man raufklettern kann bevor man abstürzt.
Die AfD findet bestimmt „Adios Amigos“ super.
Tolle Ideen. Der „Atmende Deckel“ ist super.
Ausserdem will die CSU doch die Flüchtlinge in Lagern „konzentrieren“… Diese „Decrypto“-Partie wird mir etwas zu gruselig…
Skandal: Meine Lieblingspartei wurde vergessen. Die weltberühmte Autopartei…Gegenteil zur Grünen Partei, viele Autos, keine Bäume. Die Parkplatzproblematik wird konsequent in Rush Hour abgebildelt. Wir Autofahrer sind in den Städten einfach nicht mehr willkommen!!!!
Ich weiss nicht…. Rush Hour ist doch denen zu eng? Evlt. mit der Hausregel, das Fahrradfahrer überfahren werden dürfen und natürlich mit der Erweiterung „Sechsspurige Autobahn“.
Aus der großkantonischen Perspektive: Für die CSU momentan „Hart an der Grenze“, SPD käme glaube ich mit „Funkenschlag“ gut hin (Energieversorgung je nach Parteiflügel fossil oder öko, mit eigener Bürokratiephase). Für die Grünen der 1980er war „Sauerbaum“ das am besten passende Spiel.