Frühling – wird er nicht zurecht von vielen als schönste Jahreszeit bezeichnet? T-Shirt-Temperaturen und Sonnenschein, Blütengespriess, Vogelgezwitscher, romantische Gefühlskeimerei… Hach, einfach herrlich, wie das ganze Land von der belebenden Kraft dieser Zeit ergriffen wird! Das ganze Land? Nein. Auf einer Terrasse im Üechtland wurde auch gestern wieder genölt, gehadert und geflennt. So ist das halt, wenn die Muwins zum Spieletag bitten und man sich nicht im Vornherein bewusst ist, dass es da ordentlich eins auf die Omme gibt. Gänzlich unabhängig vom aktuellen Welt- und Naturgeschehen da draussen.
Decrypto
Benjamin: Wir starteten mit einem der angesagten Spiele der Stunde – und der Hype hat sich als gerechtfertigt erwiesen. Die komplexere Rundenstruktur macht Decrypto für Spieleneulinge nicht ganz so zugänglich wie Codenames, aber da hier wieder einmal ausschliesslich Profis am Werk waren, hat das Spiel auf Anhieb eingeschlagen. Fluss, Königin, Geometrie? Klar doch: Ägypten. You have been decrypted!
Ach ja: Nur weil ein Kleinkind aus dem Off alle 2 Minuten „wie lange dauert das noch?!“ quengelt, wird das Spiel nicht kürzer.
Matthias: Ich wage eine Vorhersage: Decrypto wird noch weitere Samstage auf unseren Tischen aufgestellt und gespielt. Zudem werden noch mehr Exemplare den Weg in unsere Regale finden. Die drei Partien haben mir sehr viel Spass gemacht.
Peter: Spiel. Spass. Spannung. (Keine Schokolade!)
Etienne: Dass Yves nach seiner verspäteten Ankunft versucht hatte, das Spiel zu sabotieren und mir den gegnerischen Code zuzuflüstern (psssst… Etienne… 2… 1… 3…), nur damit er nicht noch weitere 5 Minuten warten muss, hat das Spiel kaum beeinflusst. Betreffend Spiel würde ich Decrypto jederzeit Codenames vorziehen – dieses Begriffe-Netzwerk-Aufbau-und-Rate-Spiel fordert die Hirnzellen und macht echt Spass…
Yves: 5 Minuten dauert die Partie noch… Haben die Pfeifen vor 20 Minuten mitgeteilt.
Etienne: Päägg doch!!!
Wir sind das Volk 2+2
Benjamin: Ich zähle Wir sind das Volk zu meinen ewigen Favoriten der Zweierspiele. Und endlich, ENDLICH kam die 4er Variante in Form der Erweiterung 2+2 (ja, der Name reisst definitiv nicht vom Hocker) zum Einsatz!
Die USA hat von Anfang an in grossem Umfang in die BRD investiert, wodurch deren Lebensstandardmarkertürme rasch schwindelerregende Höhen annahmen. Allerdings: Die Inspektionen der übrig gebliebenen Karten nach jeder Dekade haben doch ein jeweils sehr gelbliches Bild ergeben, darunter einige richtige Kracher. Sprich: Eine Mischung aus Kartenglück und cleverem Spiel führte dazu, dass die DDR nach vier Dekaden genau ausreichend Sozis aufbieten konnte, um die Anzahl der Massenproteste im Land gerade so auf drei zu reduzieren. Und da die UdSSR nicht ganz so selbstlos gehandelt hatte wie die USA, ging sie als verdiente Siegerin aus der Partie hervor. Mindestens für Volk-Fans ist die Erweiterung unbedingt empfehlenswert!
Castell
Peter: Castells werden die Menschentürme genannt, welche in Katalonien anlässlich von Festen errichtet werden. Solche wollen wir auch in diesem Spiel bauen, und das bedarf einer minutiösen Planung: Wenn in Runde 5 ein Festival in Barcelona stattfindet, muss ich bis dahin dieses und jenes trainiert haben, wofür ich – gemäss Skill-Trainier-Rad – nächste Runde dahin und übernächste dorthin reisen muss, und noch so viele kleine, grosse und ganz grosse Turmmenschen rekrutieren, damit ich auch möglichst gut abschneide. Ein fein verzahnter Euro für plan- und kalkulierfreudige Menschen. Glaube ich. Wir mussten die Partie abbrechen, weil wir total falsch spielten. Ich mochte meinen Menschenturm. Den Rest – gänzlich unabhängig vom Abbruch – fand ich wie üblich bei dieser Art Spiel weniger packend.
Bunny Kindom
Matthias: Häschen auf die Weiden zu schicken ist nicht sonderlich schwierig und das Spiel läuft flüssig (wenn man nicht alle Möglichkeiten der Gegner bei jedem Zug genau nachverfolgt, sonder eher für sich spielt). Nach 45 Minuten ist das Spielbrett arg überstellt und die Stimmung am Tisch nicht all zu euphorisch. Zu wenig Kontrolle? Zu wenig Konfrontation? Unübersichtlich? Zu hoher Glücksfaktor?
Yves: Hmmmm… Ich glaube nicht, dass die Häschen noch einmal auf dem Tisch landen. Irgendwie ist das Ganze nicht allzu spannend. Mir fehlt die direkte Konfrontation.
Etienne: Ich frage mich bis heute, wie ums Himmels Willen ich nicht gewonnen habe… Wahrscheinlich hatten die anderen einfach bessere Karten…
Cry Havoc
Matthias: Am Samstag musste ich die blaue Eurospielerrasse in den Krieg führen. Siehe da! Nach einem gelungenen Start konnte ich sogar in Führung gehen und die Partie sah vielversprechend aus. Leider war es den Pilgrims auch diesmal nicht vergönnt, ihren ersten Sieg einzufahren. Der ging wieder einmal an die Trogs, die zu viert einfach sehr schwer zu stoppen sind. In Runde drei war ich wohl zu zuversichtlich und dünnte meine Truppen zu stark aus. Den Angriffen der Menschen konnte ich mit Mühe und Not noch standhalten, aber die Rückeroberungstruppen der grünen Monster trafen nicht auf viel Gegenwehr. Für mich war es trotzdem eine tolle Partie.
Yves: Ich war der Führer der gesamten Menschheit. Leider ist die Landebahn bei einer Partie zu Viert ziemlich unnütz, die Artillerie und die Wachtürme wirken jedoch sehr abschreckend. Gemeinsam mit den Pilgrims haben wir uns 3 Schlachten um dieselbe Region geliefert. Was zur Folge hatte, dass ich meine Aktionen verbrauchte und die Pilgrims ihrem Heer ziemlich viele Begräbnisse zumuten mussten. Am Schluss waren die Trogs, Pilgrims und die Menschen ziemlich nahe (punktemässig) beieinander. Spannende und interessante Partie! An dieser Stelle auch Gratulation an den sehr gut spielenden Trog-Führer!!
Etienne: Heeeee… die Maschinen waren gar nicht so weit im Hintertreffen! Aber diese elenden Rosthaufen sind schlichtweg nicht für einen Sieg bestimmt – ich auf jeden Fall konnte noch nie einen bezeugen. Da bringen auch die Satellitengeschosse, Bunker und Drohnen nicht allzuviel. Zu langsam und träge, und wenn man dann noch zu früh die Aufmerksamkeit der Trogs auf sich zieht, kann man gleich einpacken. War aber eine sehr spannende Partie, unter Zeitdruck in gut 90 Minuten durch – nicht schlecht.
Modern Art
Peter: Immer wieder spassig. Eine moderne Art Klassiker eben. Ha… ha ha…… ha…….. *ekhem* Auf jeden Fall: Endlich konnte ich das Ding auch mal gewinnen. Ein Punkt weniger auf der Eimerliste der noch zu gewinnenden Klassiker.
QueenDomino
Matthias: In der Zweipersonenvariante wird ein grösseres König(innen)reich gebaut. Drei Punkte Unterschied bei gefühlten 12934 Punkten zeigen das wahre Gesicht des Spiels. Alles gibt irgendwie Punkte und bei geübten Spielern am Tisch wird das Schlussresultat sehr knapp. Da man während des Spiels nicht wirklich weiss, wo man steht, optimieren wir auf Teufel komm raus, bei jedem Zug. Immerhin scheinen die neuen Strategiemöglichkeiten mit den roten Gebäuden gut ausgeglichen ins bestehende Spielsystem integriert worden zu sein. Trotzdem: Das alte Kingdomino wirkt auf mich einfach eleganter und ist auch klarer von der Zielgruppe her: Ein knackiger Füller. Hier wirkt das Fuder irgendwie überladen.
The Flow of History
Peter: Sehr clever, dieses Kartenspiel, bei welchem wir die menschliche Kultur- und Geistesgeschichte durchwandern. Man sollte zwar schon etwas vorausplanen, ist dabei aber nie sicher vor den Willkürnissen der Gegner und des Kartendecks. Da man aber selbst seinen Mitspielern auch öfter mal einen Plan vereiteln kann, schlägt Enttäuschung erfreulich oft und kurze Zeit später schon in Schadenfreude um. Und wenn die Symbole erst mal verinnerlicht sind, fliesst sie auch tatsächlich, diese Geschichte. Clever!
Dream on
Matthias: 10 Minuten Wartezeit zu überbrücken? Dream on füllt diese Lücke problemlos. Unser Abenteuer startete auf einer Toilette. Wer hätte gedacht, dass es damit zur neuen Bestleistung reicht! Ich finde das Spiel lustig und staune jedes Mal über den Blödsinn, den man sich merken kann.
Maximum Apocalypse
Benjamin: Uiuiui – von wegen leicht. Mission 5: Wir sollen in einer mutantenverseuchten Umgebung eine Bombe entschärfen und danach mit ausreichend Benzin zu unserem Van zurückhetzen. Mutig bastelten wir einen verwinkelten Stadtgrundriss, der zwei Zugänge zur Stadt ermöglichte. Auf beiden waren offenbar gerade mehrere Mutantenfussballmanschaften beim Training, und anscheinend werden diese auch noch von haufenweise Mutantenfans besucht. Auf jeden Fall wurden wir von Anfang an monstermässig eingedeckt und kamen kaum aus den Startlöchern. Das Apokalypsefeeling war definitiv maximal.
Dungeon Degenerates
Matthias: Ich mag Dungeoncrawler und ich höre zwischendurch Heavy Metal. Trotzdem wirkt die Schachtel von Dungeon Degenerates nicht unbedingt anziehend auf mich. Hat uns da jemand zu ernst genommen und mal ein „anderes“ Schachtelcover kreiert?
Und trotz allem (oder gerade deswegen?) ist die psychedelische Fantasywelt sehr immersiv. Die Story, die Charaktere, die Landkarte und natürlich die Gegner passen so gut zusammen wie ein Gitarrensolo über schön komponierte Pianoarbeggi. Das Kampfsystem mit fünf furznormalen W6 und der simplen Entscheidung zwischen defensiver oder offensiver Kampfhaltung rockt auch. Komm, Pete: Jetzt will ich mit meinem schwebenden Sumpfmagier den Sexzwerg besiegen, damit wir den sprechenden Kopf zum Schweinehafen bringen können…
Peter: Hast du’s also doch auf die Kohle abgesehen, Matt? Ich dachte, wir bringen die untote Plauderbirne zum Steinkreis, damit sie endlich ihren Frieden findet… Letzteren findet zumindest optisch wohl wirklich nicht jeder bei diesem Abenteuerspiel, zugegeben. Aber auch (ja, auch, ihr Banausen!) inhaltlich wird hier grosses Kino abseits ausgetretener, biederer Fantasypfade geboten. Ausführlicheres dann demnächst hier in Form einer Rezension. Gewöhnt euch also bis dahin besser schon mal an dieses exquisite und inspirierende Farbschema!
Sieg dem Sozialismus!
Die zwei Supermaechte sind definitiv eine wuerdige Erweiterung des Volks. Obwohl eine Mischung aus Kartenauswahl, familiaerer Antipatie und anfaenglicher Unklarheit ueber die Siegbedingungen die Supermaechte ungewohnt altruistisch werden liess. Erst mal am Ast der DDR zu saegen und darueber NASA und die Landesverteidigung zu vergessen ist aber fuer die USA der sichere Weg in den Untergang – entweder siegt der Sozialismus trotz alledem, oder sie verliert zumindest ihren Status als „Supermacht“ an Deutschland.
Das Spiel findet sicher noch ein paar Mal seinen Weg auf den Tisch – und als zukuenftiger Praesidentschaftskandidat der USA heist’s bei mir sicher „America First“.