Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie…
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste die Seiten wechseln würde. Der Druck war riesig und das Angebot sehr verlockend. Dass es ausgerechnet Bani sein sollte, war jedoch nicht abzusehen. Obwohl… Da waren diese ziemlich schlimmen Wutausbrüche… und diese Arroganz. Wir mochten ihn eigentlich nicht sonderlich. Aber he, was kann man erwarten… ohne Vater und so. Er hatte es bestimmt nicht einfach. Immerhin hat er uns immer alles repariert. Smunnys Walkman, meinen Plasma-Föhn… Das wird uns sicherlich fehlen. Was Bani wohl heute so treibt?
Die Ruhe tat gut – die Natur, die frische Luft, der tägliche Sonnenauf- und untergang. Es war das Paradies, und keiner von uns wollte je hier weg. Bis plötzlich dieser Fremde aufkreuzte, aus dem Nichts… und… und Rabi mir nichts, dir nichts verschlang, an einem kleinen Ast aufgespiesst und gebraten. Skrupellos. Ich mein: Wer frisst denn heute noch Hasen?!?! Als hätte es nicht genug Nahrung auf der Insel!!! Auf jeden Fall hat sich die Gruppe seither nicht mehr beruhigt. Müde und hungrig sind wir auf der Suche nach einem neuen Zuhause…
Seit Tagen haben wir Smuny nicht mehr gesehen. Er wollte in einer Höhle nach etwas Essbarem suchen und kam nicht mehr zurück. Seither ist ein leises Flüstern aus der Höhle zu hören. Von den übrigen sieben traut sich niemand mehr in diese Dunkelheit. Wir werden ihn wohl zurücklassen müssen… armer Smuny. Immer wieder dieses Flüstern… mein Schatz…
Willkommen im Land of the Free, wie hier alle sagen. Und das ziemlich wortwörtlich. Diese Art Freiheit, im Sinne von ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘, kannten wir bisher noch nicht. Vor allem Zony hatte damit seine liebe Mühe. ‚Glotz nicht so!‘, sagten wir ihm immer und immer wieder, und dann war’s um ihn geschehen. Ich glaube, er ist jetzt auch frei, und will auch nicht angestarrt werden. Wir versuchen, ihm diese Freiheit zu geben und ziehen weiter, ohne ihn…
In der Not frisst der Teufel Fliegen und unterschreibt so ziemlich alles, was Essen und Trinken verspricht. Und schon sassen wir zu sechst in einem Boot und fuhren auf ein exotisches Land zu, in dessen Sprache wir nur ‚voulez-vous coucher avec moi‘ und ‚deux bières‘ sagen konnten. Erstaunlich, dass fünf von uns daraus auch tatsächlich Profit schlagen konnten. Wir waren jedes Mal – bei beiden Szenarien – in Gedanken bei Nony – ruhe in Frieden du alter Fuchs… eh Has…
Habe ich in all den Jahren etwas gelernt? Lasst die Finger von Drogen! Und vertraut niemandem, egal wie hasenähnlich sie auch aussehen – aber dazu später mehr… ah ja, und meidet die dunklen Gassen von Prag, vor allem in Kombination mit Drogen. Wer oder was uns hier eingesperrt hatte, wussten wir nicht. Es fühlte sich an, als wäre die Hasenjagd aus dem Mittelalter zurück – ich sag euch: Kein gutes Gefühl. Mit Mühe und Not konnten wir entkommen – naja, fast. Wir haben alle gesehen, wie Hony ihn schubste. Ob das Hony wohl weiss?
Südkorea, wir kommen!!!! Es waren die ersten Ferien seit… hmmm… ja, seit diesem Wochenende auf Tatooine, als wir diesen Jungen gesehen haben, der genauso aussah wie Bani. Sonst: schreckliche Ferien, gar nicht empfehlenswert. Aber jetzt, eine Woche Seoul, all inclusive, fünf Sterne Hotel direkt am Meer. Wir genossen gerade unseren zweiten Campari Soda über den Wolken, als uns plötzlich zwei Kampfflugzeuge ‚überholten‘ – wenn ich mich recht erinnere waren es zwei Su-15. Und dann waren da auch noch zwei Kaliningrad K-8-Raketen und zwei dazugehörende Explosionen – und nur drei Überlebende…
Warum wir eigentlich im Krankenhaus landeten, ist mir entgangen. Ich glaube, Kiny hatte Bluttiefdruck und fühlte sich schwach. Und wer konnte schon ahnen, dass an diesem Tag auch Edward Quinn mit seinem Sohn den Weg in den Notfall auf sich nehmen würde. Und wieso hat dieser Sohn keine Krankenversicherung? Land of the Free… pffffff… Dann wurde alles sehr schnell schwammig und chaotisch: …teure Operation… …unheilbar… und schon hatte der arme Hony eine Kugel im Kopf… und kurz darauf auch Edward…
Vielleicht waren wir naiv, was weiss ich. Hätten wir seine misanthropischen Züge erkennen müssen? Möglich, immerhin war da überall Blut und das Ding in seiner Hand sah nicht wie behauptet wie ein Kochlöffel aus. Dennoch, wir sind doch eine gutmütige Spezies. Make Love, not War, und so. Und Kiny und ich haben schon so viel gesehen, so viel erlebt, wir waren so müde – er hätte doch unser Freund sein können, unser Beschützer. Wir hätten uns auch um den Haushalt gekümmert. Er musste Kiny doch nicht gleich köpfen…
Ich habe nächtlich Alpträume, vermute überall Lebensgefahr und kriege die Bilder meiner leblosen Artgenossen nicht mehr aus dem Kopf. Mein Therapeut leistet zwar gute Arbeit, aber der Weg ist noch lang. Jeglichen sonstigen sozialen Kontakt meide ich vollkommen. Dennoch versuche ich meinen Whirlpool und den Flatscreen-TV – beides dekadent gross – in so vollen Zügen wie möglich zu geniessen…
In diesem Sinne, frohe Ostern!