InBetween – Waffeln zum Frühstück

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse: Sauron und Gandalf, Darth Vader und Luke Skywalker, Batman und Joker, Joe und Ramon. Die Filmindustrie lebt von diesem ewigen Konflikt. Dieses Ringen nimmt der polnische Verlag Board&Dice auf: In InBetween treten die beiden Kontrahenten entweder in der Rolle der finsteren Macht auf oder beschützen die Einwohner von Upsideville vor genau dieser Schattenwelt.

Da klingelt doch irgendwo ein Glöcklein: Schattenwelt? Upsideville? Genau… InBetween übernimmt sehr elegant das Setting der erfolgreichen Science-Fiction-Horror-Mystery TV Serie Stranger Things der Duffer Brüder. Wer diese nicht kennt: Die besten Freunde Mike, Dustin, Lukas, Will und Eleven sind damit beschäftigt, Demogorgons, Demodogs und Schattenmonster aus einem Paralleluniversum sowie staatliche Einrichtungen zu bekämpfen. Dazu kommen noch Liebeskummer, Probleme mit den Eltern, wissenschaftliche Erkundungen oder die Suche nach dem geeigneten Halloweenkostüm. Nicht ganz einfach für eine Clique von 13-jährigen. Da die Ähnlichkeiten zwischen Stranger Things und Inbetween sehr offensichtlich sind und ich mich als riesen Fan der Serie sehe – Dustin for President – war dies Kaufargument genug, um ein Exemplar ohne Regellektüre vorzubestellen und in Essen abzuholen.

InBetween ist ein reines 2er Spiel. Die Kontrahenten betätigen sich im ewigen Tauziehen zwischen Gut und Böse. Schachfiguren dieses Kampfes sind die sympathischen und nichtsahnenden Leute von Upsideville. Stellvertretend für das Städtchen liegen zu Anfang des Spiels 10 Einwohner und Einwohnerinnen aus. Bereits jetzt fühlt sich die Hälfte davon zur dunklen Macht hingezogen. Der Vertreter der Schattenwelt versucht nun, 3 der Upsideviller komplett in seiner Dimension gefangen zu halten, während sein Gegenspieler mindestens 3 seiner Mitmenschen vor dieser Hölle retten muss. Eine weitere Möglichkeit des Sieges ist das Bewusstsein der Stadt gegenüber dem Bösen so zu stärken, dass die Bevölkerung gemeinsam alles unternimmt, um die Gefahr abzuschwächen. Oder aber die Stadt misst dieser Bedrohung kaum Wichtigkeit zu, was dazu führt, dass die Kreaturen nach ihrem Gutdünken schalten und walten können.

Übersetzt ins thematische: „Ach diese dunklen Wolken, diese grossen, bizarr aussehenden Hunde, dieser aufkommende Sturm! Das hat nichts mit der Klimaerwärmung Schattenwelt zu tun, das sind nur die Launen der Natur. Vor 30 Jahren war das genau so schlimm!“

The gate… I opened it. I’m the monster. (Sag ich nicht wers war…)

Für diesen Kampf erhält jede Seite ein eigenes Kartendeck. Mit diesem beeinflussen wir die Bewohner von Upsideville. Abwechselnd spielen wir die Karten aus und verändern den Geisteszustand des umgarnten Menschen. Wir ziehen ihn immer mehr Richtung Schattenwelt oder retten ihn davor. Sobald ein Bewohner bis zu einem gewissen Mass überzeugt wurde, bietet er einer Seite seine Fähigkeiten an.

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Zum Schutz von Upsideville stehen uns dauerhafte Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung. Die Kreatur sollte diese relativ schnell wieder zerstören. Flavourtext und das Design tragen wesentlich zum Spielschatz bei.

Soweit zur thematischen Seite von InBetween und rüber zu den Mechanismen.

Alternierend führen die Gegner ihre Züge aus. Parallel dazu wird abwechslungsweise auch ein Bewohner von Upsideville „aktiviert“. Folgende Aktionen bieten sich uns an:

  • Ausspielen einer Kreaturen- oder Stadtkarte: Auf jeder Karte befindet sich ein Symbol. Auf Personenkarten mit demselben Symbol kann ich nun den Geisteszustand verändern. Zudem kann ich die Fähigkeit der ausgespielten Karte nutzen. Diese muss ich jedoch in Form von Energie (Klötzchen) bezahlen.
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Mit der fiesen Karte „Struggle“ verändere ich den Geisteszustand von Earl. Wenn ich will, kann ich die Spielkarte aktivieren und raube meinem „guten“ Mitspieler 1 Energieklötzchen, dieses kommt gleich in meinen Vorrat.

Our friend has superpowers, and she squeezed your tiny bladder with her mind. (Dustin Henderson)

  • Ich kann unerwünschte Karten ablegen und auf 5 nachziehen.
  • Gleich wie die Anzahl der Upsideviller, die sich zu meiner Seite hingezogen fühlen, erhalte ich Energie.

Nach meiner Aktion kontrollieren wir, ob sich der aktive Charakter (Bewohner) einer Seite hingezogen fühlt (er darf sich nicht in der Zwischenwelt befinden). Falls dies der Fall ist, darf der favorisierte Spieler sein Awarenesslevel erhöhen. Diese Erhöhung bezahlt er mit seiner Energie.

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Ich spiele am liebsten die Bösen: Ob Kommis, Darth Vader, Sauron oder die Kreatur. Da ich meistens gewinne, ist dieses Foto nur eine Wiedergabe der Faktenlage in Upsideville. Die gesamte Bevölkerung wurde verschlungen!

Falls der Upsideviller fast schon verschlungen ist oder seine Rettung quasi schon beschlossen ist, dann darf die jeweilige Seite die Fähigkeit der aktiven Person nutzen, um noch mehr Schabernack zu betreiben.

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Rodney ist „terrified“: Das Böse darf nun die Handkarten des Vertreters von Upsideville anschauen und eine Karte abwerfen lassen. Diese „Bewohnerfähigkeitsaktivierung“ ist ab Stufe Terrified bzw. Guarded möglich.

Damit ist mein Zug durch und mein Kontrahent ist an der Reihe. Gleichzeitig wird um die nächste Schachfigur im Tauziehen zwischen Himmel und Hölle gespielt (der Marker zieht weiter).

Dieses Umherstossen der armen Menschen von Upsideville dauert so lange, bis eine Seite den Konflikt für sich entscheiden konnte. Leidtragend ist wie immer die einfache Bevölkerung: In diesem Fall Upsideville!

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Aktuell ist die Bevölkerung von Upsideville an der Reihe (siehe blauer Pöppel). Aktiviert ist Rodney. Das bedeutet, dass das Böse Rodney’s Fähigkeit nutzen kann und sein Awarenesslevel steigern darf.

Grundsätzlich handelt es sich bei InBetween um ein sehr abstraktes Spiel. Dies wurde mir während dem Verfassen der Rezension noch um einiges bewusster. Die meisten Aktionen können nicht intuitiv ausgeführt werden und sind sehr mechanisch. Meine Frage, ob InBetween ausgehend von der Thematik oder der Mechanismen konzipiert wurde, wird auf der letzten Seite des Regelheftes halb beantwortet: Adam Kwapinksi hat das Spiel während der 16-stündigen Autofahrt nach Essen für die Messe 2015 entwickelt. Damals gab es noch kein Stranger Things

Trotzdem passt alles hervorragend. Dieses Tauziehen zwischen der Schattenwelt und unserer schönen heilen Welt wird gut abgebildet. Ich leide mit den Bewohnern von Upsideville, freue mich für sie, wenn wieder jemand verschlungen wird und von da an nie mehr gesehen wurde. Die Spiel- wie Charakterkarten sind extrem atmosphärisch gezeichnet, der Flavourtext scheint aus der Feder der Duffer Brüder zu stammen und auch die Kartenaktionen sowie die Fähigkeiten der Personen sind sehr stimmig.

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Gute und böse Seite von Mina: Was sich in den kleinen Boxen befindet wurde bisher noch nicht herausgefunden. Ich vermute mal weisse Pülverchen. Sonst wäre das Lachen des Mannes mit dem roten Hemd schwierig zu deuten.

Wichtig für die jeweilige Taktik sind vor allem die Fähigkeiten der Bevölkerung der Upsideviller. Schare ich mir eine gut ausgebildete Gruppe zusammen, ist der Sieg schon fast meiner. Ich habe klare Favoriten für den Kampf in der Zwischenwelt: Spiele ich die Rolle der Kreatur, dann ist Max ein toller Gehilfe. Für den Schutz meiner Mitmenschen ist vor allem Tom mein Go-to-Guy.

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Je nach Spielsituation kann Max die gesamte Bevölkerung von Upsideville vernichten. Tom ermöglicht mir eine vielseitige Partie.

Wichtiger ist jedoch, dass mir InBetween ausserordentlich gut gefällt. Ob dies auch der Fall wäre, wenn wir uns im alten Rom oder auf dem Mars befinden würden, wage ich zu bezweifeln. Board&Dice hat die Gunst der Stunde jedoch bestens ausgenutzt und wir erhalten die Möglichkeit, ganz Upsideville in die Schattenwelt zu verschlingen.

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Die Parallelen sind schnell gezogen: Wer die Serie schaut, erkennt gewisse Szenen… Ich will da nicht detailliert darauf eingehen. Sonst kommen wieder die Spoiler-Wutbürger!

Eine Partie in der Zwischenwelt startet sehr langsam. Einzelne Kontrahenten benutzten gar das Wort „langweilig“. Das Tempo zieht jedoch extrem schnell an. Ein weiteres Fragezeichen setze ich ausserdem bezüglich Nachhaltigkeit. Glücklicherweise stehen uns eine Vielzahl von Upsidevillern zur Verfügung. Nach 6 Partien lässt sich jedoch sagen, dass bis anhin jede Partie anders verlaufen ist und eine kaum der anderen geähnelt hat. Analog zu Netflix kann sich jedoch Board&Dice immer noch für die Produktion einer neuen Staffel entscheiden und die Zwischenwelt vergrössern.

Aktuell könnt ihr die Produktion einer deutschen Ausgabe von InBetween in der Spieleschmiede unterstützen. Für Fans von Stranger Things oder auch Chutuhuluhulu-Zeugs lohnt sich ein Kauf. Für einen Betrag von nur CHF 27 erhaltet ihr ein spannendes 2-er Spiel. Für alle Nichtfans der Serie lasse ich Dustin sprechen:

Lando! (Dustin Henderson)

Am Schluss noch mein Lieblingszitat aus Stranger Things. Allen Wutbürgern (siehe Diskussion Spoiler) rate ich die Augen vor der Zwischenwelt zu schliessen (dein Awarenesslevel ist einfach zu wenig hoch):

I’m sorry. You ate my cat. (Dustin Henderson)

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