Essen Teil IV: Die MUWINS-Essensbenimmregeln

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Die Spiel ist fast da, die Spiel ist ein Erlebnis, die Spiel ist aufregend. Als erfahrene Messebesucher (regelmässig und ununterbrochen seit 2016) möchten wir euch an unseren reichhaltigen Erkenntnissen teilhaben lassen und euch hier einige unschätzbar wertvolle Tipps nicht vorenthalten, die vor Unbill, Enttäuschungen und regelrechten Gefahren bei diesem einmaligen Anlass schützen sollen.

Bitte, gern geschehen!

  • Fahre die kurze Strecke vom Hotel zum Messegelände etwa eine halbe Stunde vor Türöffnung mit deinem Privatwagen. So kannst du die nächsten 2 Stunden gemütlich in deinem Auto verbringen, schliesslich bist du noch den ganzen Tag auf den Beinen. Ausserdem sind dir alle dankbar, denen du nicht ihren Platz im ÖV streitig machst.

 

  • Betrachte andere Messebesucher grundsätzlich als Gegenspieler, besser noch als Erzfeinde. Sie wollen an der Messe nur das Eine: Die Spiele, die dir zustehen! Vermeide am besten jeglichen Kontakt, es handelt sich sowieso überwiegend um Ausländer (haufenweise Deutsche), die deiner Sprache nicht mächtig sind!
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Messemasse: Viel Feind – viel Ehr‘!*
  • Aufgrund deiner ausserordentlichen Orientierungsfähigkeiten ist es schade um das Papier und die verlorene Zeit, wenn du dich schon vor der Messe über Hallenpläne und Verlagsstandorte informierst. Du orientierst dich stattdessen intuitiv richtig – im echten Leben sieht das Messegelände ohnehin ganz anders aus als auf den Plänen! (Im Notfall folgst du am besten irgendwelchen Leuten.)

 

  • Um deinen natürlichen Feinden (siehe fast ganz oben) zuvor zu kommen, ist es allerdings sinnvoll, wenn du sofort nach dem Betreten der Messe gezielt ALLE Spiele abholst, die du mit nach Hause bringen willst. Der zusätzliche Umfang und das Gewicht helfen dir für den Rest des Tages, dir auf den überfüllten Laufwegen zusätzlichen Respekt zu verschaffen.
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In solchen Situationen seid ihr froh um zusätzliche 50 cm Durchmesser!*
  • Verzichte ab spätestens einer Woche vor der Messe auf jegliche Körperpflege. An einigen Tischen oder Warteschlangen fällst du sonst unangenehm auf.

 

  • Falls ihr mit eurer Spiele-Gruppe auf der Messe unterwegs seid, kauft unbedingt alle Spiele mehrfach („My preciousssss!“) – selbstverständlich auch das alle geheimnisvollsten Über-Highlights der Messe (das neuste UNO?). 

 

  • Lass dich nicht von den immer häufiger auftretenden hübschen Erklärbärinnen zu einem Spiel locken, welches nicht auf deiner Liste steht (ausser der Spiel-Kollege kauft’s auch, siehe oben). Der Verlag kaschiert hier lediglich die minderwertige Spielqualität!
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Die Situation eskaliert! Diese Demonstranten vor der Halle haben genug von der zunehmenden Zahl hübscher Erklärbärinnen und skandieren die Namen ihrer früheren, mittlerweile verschwundenen Lieblingserklärbären!
  • Nahrung und Flüssigkeiten lenken dich nur vom Einkaufserlebnis ab. Verzichte nach Möglichkeit ganz darauf. Sollte es gar nicht anders gehen, bring möglichst fisch-, zwiebel- und knoblauchhaltige Brötchen sowie eine Thermosflasche Bier von zu Hause mit. Man staunt oft, wie rasch sogar an den umschwärmtesten Verlagsständen Plätze frei werden.

 

  • Nach dem Verzehr deiner Zwischenmahlzeit solltest du möglichst rasch eine Spieledemonstration aufsuchen. Schliesslich willst du mit dem ganzen Geschmiere an deinen Fingern nicht das eigene Spielmaterial versauen.

 

  • Kooperation wird überschätzt! Du willst auch kooperative Spiele grundsätzlich alleine gewinnen. Da ist es völlig egal, dass die Ausländer am Tisch die neu vorgestellten Mechanismen noch ebensowenig kennen wie du… Die hübschen Erklärbärinnen werden dich für deinen Einsatz loben (siehe auch die Story, wie wir zu unserem Namen kamen)!

 

  • Vermeide unbedingt, die Regeln vorbestellter Spiele vor der Messe zu studieren! Es geht nichts über das Gemeinschaftserlebnis, ein neues Spiel auszupacken und dann andächtig den Worten des neuen Besitzers zu lauschen, wenn er das Regelwerk Seite für Seite vorliest!

 

  • Den obigen Punkt solltest du nur dann relativieren, wenn dir ein Spiel bereits an einem Messestand erklärt wurde. In diesem Fall ist es am effizientesten, das Regelheft umgehend zu entsorgen, denn es wird ab jetzt und für alle Zeiten genau so gespielt! Schliesslich sind die hübschen Erklärbärinnen Profis!
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Diese Spielerinnen und Spieler lauschen gebannt den Erläuterungen der Erklärbärin mittig rechts im blauen Shirt.*
  • Autoren und Verlagsmitarbeiter sind in Essen, um der Spielergemeinde zu dienen. Nutze also die Gelegenheit, die dort eh unterbeschäftigten Leute auf Regeldetailfragen alter Spiele oder grundlegende Themen eines dir suspekt vorkommenden Coverdesigns anzusprechen. Sie sind glücklich, wenn sie dir bei deinen Problemen helfen dürfen!

 

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    Der nette Herr im Hintergrund reagiert konsterniert auf unsere reservierte Haltung. Päägg doch!

    Solltet ihr einem oder gar mehreren von uns auf der Messe begegnen (ja, wir werden uns vorsorglich deutlich kennzeichnen), schaut am besten rasch zur Seite und tut so, als ob wir (oder lieber noch ihr) gar nicht dort wärt. Wir beherzigen den zweiten Punkt dieser Liste äusserst strikt – das Ganze kann also nur auf ein unangenehmes Erlebnis für alle Beteiligten hinauslaufen.

 

  • Wir können aber zur Not auch anders und lassen uns (eher durch Naturalien als rein monetäre Zuwendungen) gern bestechen. Macht uns ein Angebot, das wir nicht ausschlagen können – und schon tun wir für einen Moment lang so, als würden wir euch tatsächlich mögen!
freundlich
Der anonyme Messebesucher in der Mitte hat’s verstanden – schaut, wie sehr wir ihn mögen! So wird’s etwas mit dem Familienalbum!

Habt auch ihr Erfahrungen gemacht, mit deren Hilfe wir und andere Messebesucher den Aufenthalt in Essen noch angenehmer gestalten können? Teilt eure Weisheit mit uns in den Kommentaren!


*Verwendung der markierten Bilder mit freundlicher Genehmigung des Friedhelm Merz Verlags.

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22 comments

  1. Ich gehe sehr gerne zur SPIEL. Von den Organisatoren ist alles perfekt vorbereitet. Aber eine Messe kann immer nur so gut sein wie ihre Besucher und es gibt selbst für mich noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten. Hier meine guten Vorsätze für dieses Jahr:

    Ich finde es sehr wichtig mich an der Kasse über alle Möglichkeiten aufklären zu lassen. Tagesticket, vergünstigtes Ticket, Mehr-Tages-Ticket. Da kommt man schnell durcheinander. Die Ticketfachverkäuferinnen sind hier geschult und sehr geduldig – mindestens genaus so geduldig wie die anderen hinter euch in der Schlange.

    Ich zeihe lieber eine Schicht mehr an. In den Messehallen mit mehreren 1000 Besuchern ist die Luft schnell etwas frischer und man holt sich einen Schnupfen.

    Wenn ich Dinge in der Gruppe zu besprechen habe, dann ist meine Erfahrung, dass Engstellen, Durchgänge und Spieltische die besten Orte dafür sind. Das werde ich dieses Jahr noch mehr beherzigen.

  2. Sehr gute Hinweise, danke dir!!!
    Beim letzten Punkt aber nicht vergessen, die Tragtüten aller Beteiligten grosszügig rund um die Besprechungsstelle zu positionieren. Nicht, dass die anderen Leute noch in dich reinlaufen und sich (und vor allem dir) was tun!

  3. Hier vielleicht noch die Ehefrauen-Benimmregel:
    Die Ehefrau nimmt ja schon im Vorfeld rege Anteil an der Planung deines Essen-Abenteuers, obwohl sie selber arbeiten muss und ohnehin nicht wirklich Essen-tauglich wäre. Ihr insistierendes Nachfragen bezüglich der Anzahl der zu erwartenden Neuzugänge kann jedoch polyvalent interpretiert werden… Antworte bei solchen Gelegenheiten mit der besten aller Unschuldsmienen, die du aufsetzen kannst, dass du lediglich schon drei Spiele garantiert in Essen kaufen werdest, dann noch zwei Erweiterungen, die aber nicht als „richtige“ Spiele zählten. Die Ehefrau wird, zufrieden mit den immer gleichen und sich nicht widersprechenden Antworten (der ultimative Tipp für jedes Verhör), mit 5 bis – grosszügig gerechnet – maximal 10 Neuzugängen rechnen („Ich kenne ja meinen Pappenheimer!“).
    Stimme aus diesem Grund bereits bei der Planung der Essen-Reise die Rückkehrzeit mit den Arbeitszeiten deiner Ehefrau unbedingt genau ab. Nutze die halbe Stunde nach deiner Ankunft im trauten Heim, bevor die Ehefrau um die Ecke biegt, effizient und verstecke die 25 überzähligen Spiele, die du neben den erwarteten 10 nach Hause bringst (vgl. oben). Schaffe dafür am besten schon vor deiner Abreise nach Essen genügend Platz – nicht etwa an einem geheimen Versteck-Ort (diesen Ort gibt es nicht im ehelichen Haus), sondern unauffällig verstreut in den Regalen deines Spiele-Zimmers. Die Ehefrau wird bei ihrem Eintreffen gönnerisch die bereits erwarteten 10 Spiele abnicken („Erinnerst du dich noch, Ehemann, du hast 5 gesagt – und ich hab gewusst, dass du mindestens mit 10 Spielen nach Hause kommst! Told you so.“). Beim kurzen Kontroll-Blick in die Regale wird sie nicht mit eindeutiger Sicherheit sagen können, ob die Schachtel schon vor Essen dastand oder nicht – hierbei lohnt es sich, zur Bestätigung erneut die beste aller Unschuldsmienen aufzusetzen und sich hingebungsvoll mit einem der 10 offiziellen Essen-Neuzugänge zu beschäftigen („Schau mal, die Karte ist so toll gemacht – und das Spiel hat nur 20 Euro gekostet!“).

  4. Liebe Ehefrau, wenn du denkst dein werter Gatte kommt mit nur 35 Spielen nach Hause, muss ich dich leider wachrütteln. Rechnet man diese dazu, die nach Hause geschickt werden, komme ich auf andere Zahlen. Aber der Keller und das Sofa sind ja genügend gross 😁

  5. +1 für „Bier in einer Thermoskanne“

    Ansonsten weitere Tipps:

    Twitter Fotos von den Spielen. Ohne Titel oder genauerem Kommentar. Ein flockiges „Macht Laune“ muss reichen, egal was für eine Durchschnittssoße da aufm Tisch liegt.

    Du hast eins von nur 50 verfügbaren Spielen bei Japon Brand ergattert? Das Spiel ist für die nächsten 12 Monate OOP? Egal, lass die Welt wissen, was du hast. Ein Facebookeintrag mit „Hammerspiel“ und „Pflichtkauf“ muss auf jeden Fall her.

    Kleine Kinder lieben Essen. Besonders Säuglinge und solche unter 2 Jahren. Nimm sie mit, sie werden es dir dein Leben lang danken (genauso wie die anderen Messebesucher). Pro Tipp: Zwillingskinderwagen nehmen: Doppelte Breite heißt doppelter Platz

    Deo wird überbewertet.

    Bei Kosmos ist es voll? Andere würden auch gerne an dem Tisch sitzen an dem du dein Lager aufgeschlagen hast? Ihr Problem. Iss deine Wurststulle in Ruhe zu Ende. Wofür hast du schließlich das TShirt mit dem Aufdruck „Nein, der Tisch wird gleich nicht frei“ an.

    Spiele sind zu teuer und die Verkäufer sind alle neoliberale Halsabschneider. Der Höker will 23,95 für ein Stone Age, das es im Internet für 22,90 gibt? No way! Lass ihn lautstark wissen, dass du dich nicht abziehen lässt.

    Shampoo wird überbewertet.

    An einem Tisch wird ein Spiel gezockt, das du schon kennst? Zeit für deinen Auftritt! Unterstütz den Erklärbären durch eingesprenkelte Bemerkungen. Er wird sich über die Entlastung freuen.

    Das dir bekannte Spiel wird probegespielt? Jetzt heißt es stehen bleiben und die Szene mit wissendem Blick beobachten. Besonders beliebt ist bedauerndes Kopfschütteln, gepaart mit einem leisen „SO doch nicht“ wenn einer der Neulinge eine suboptimalen Zug macht.

    Heidelberger macht Taschenkontrolle in ihrem legendären Schnäppchenmarkt? Unverschämtheit, dieser Generalverdacht. Das ist eine klare Verletzung deiner Bürgerrechte. Ok, der Heidelbär am Eingang sieht müde aus. Nimm dir trotzdem die Zeit, ihn darauf hinzuweisen, dass du mit dieser Praxis nicht einverstanden bist.

    Zahnbürsten werden überbewertet.

    Die Crew von Boardgamegeek ist da! Endlich Gelegenheit, zur Verbesserung ihrer Webseite beizutragen. Wie kann es sein, das Agricola nicht mehr Platz 1 ist? Liegt klar an dem schrottigen FakeNews Ratingsystem. Muss sich dringend ändern. Sags ihnen!

    Endlich Pause nach stundenlangem Rummel. Zeit, sich mal fallen zu lassen und Luft an die gebeutelten Füße zu lassen. Lass es strömen. Fußpflege wird.. ihr wisst schon.

  6. Noch einen Tipp…schmiert Euch einen leckeren Duft unter Eure Nasenlöchern 😉 .Das machen die Pathologen auch…Es laufen einige Ungewaschene durch die Messe 😉

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