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Auf zum dritten Teil unserer Essen-Vorschau. Zum Leidwesen unserer Geldbeutel erwarten euch hier weitere Titel, die wohl den Weg zu uns finden werden – aber auch wieder die eine oder andere (vorläufige) Ernüchterung.
Wir machen in den Regalen schon mal Platz frei für…
The Cousins‘ War
Während den Rosenkriegen hauten sich zwei rivalisierende englische Adelshäuser die Köpfe ein im Wettstreit um die Königskrone. Der hohe Blutzoll, den die Familien bezahlten, beendete deren männliche Linien. Dumm gelaufen, würden wir heute sagen. Aber gut für uns, denn nun liefert die Geschichte Stoff für spannende Spiele. Im Zweipersonenspiel The Cousins‘ War können wir es hoffentlich besser machen als die historischen Vorbilder und unser Haus zum Sieg führen. Grosse Geschehnisse in kleine Spiele zu packen ist eine Herausforderung. Hier könnte das Vorhaben gelingen. Geschicktes Verwalten der Karten, Bluffen in den Gefechten und das Ganze soll in 30 Minuten erledigt sein. Vielleicht finden wir hier an der Spiel’17 wieder einmal ein Kleinod.
Deadline
Was passiert, wenn man Les Poilus und Sherlock Holmes – Consulting Detective zu einem Spiel kombiniert? Deadline! Mit durchdachtem Kartenlegen untersuchen die kooperativen Spieler einen Hinweis nach dem anderen um an wertvolle Informationen zu kommen und versuchen so, einen von insgesamt zwölf Fällen zu lösen. Sind alle Schauplätze besucht, alle Zeugen befragt und alle Beweise eingesammelt, müssen verschiedene Fragen beantwortet werden, um zu erfassen, wie gut die Ermittler gearbeitet und kombiniert haben – und vor allem, ob der Fall überhaupt gelöst wurde.
Deadline klingt nach einem sehr simplen aber spannenden Kartenspiel mit dem Fokus auf Thematik und Storytelling. Her damit!
Empires
Bei der Suche nach den Regeln für Tournament at Camelot bin ich auf der Internetseite von WizKids auf das Spiel Empires gestossen, das ich vor einigen Tagen noch kommentarlos auf der BGG-Liste als uninteressant weggeklickt hatte. Wer nennt sein Spiel phantasielos Empires? Befand sich der Marketingexperte bei der Namensfindung auf den Seychellen? In den Kerkern der Orks? Dann diese Krone auf dem Titelbild? Gehört die dem slowakischen Präsidenten von Ethnos? Nach kurzem Zögern öffnete ich trotz meiner Bedenken die Regeln, überflog diese und war total überrascht: Hier liegt ein Muwins-Spiel mit kurzen und knackigen Regeln vor. Alle Ressourcen sind handelbar! Eine Vielzahl an Nationen können ausgewählt werden (die Slowakei ist leider nicht dabei)! Man führt Kriege und erhält bei einem positiven Verlauf ein Güetzli! Interaktionen, Konfrontationen und wechselnde Startbedingungen machen Empires aus. Daher meine Empfehlung an euch: Schaut euch die Regeln an! Auch innere Werte sollen ja zählen…
Mini Rails
Schienen verlegen, mit Aktien spekulieren, Gegner in die Pfanne hauen – alles, was zum klassischen Isebähnle gehört, steckt in Mini Rails von Moaideas Games mit drin. Das einzige, was ihr vergessen könnt, sind die 8 Stunden Spielzeit. Denn Mini Rails dampft sämtliche Vorgänge auf ihre essentiellsten Essenzen zusammen und liefert mit einfachsten Regeln und einer Spielzeit von gerade mal 40 bis 60 Minuten das volle Programm. Ein flüchtiger Blick auf den Spielplan täuscht gewaltig – was wie ein fröhlicher, kunterbunter Kinderspielplatz aussieht, richtet sich in Wirklichkeit an Leute, die entweder hart im Nehmen sind, oder mit denen eh‘ niemand spielen will.
Nemesis
Als Crew eines Raumschiffs werden die Spieler aufgrund einer Fehlermeldung im Schiffssystem aus ihrem Tiefschlaf geweckt – und müssen feststellen, dass einer ihrer Kameraden aus seinem Stasis-Pod herausgerissen und getötet wurde. Nun gilt es, dem Grund für all das nachzugehen… Klingt bekannt? Soll es auch. Was hier unter anderem Namen läuft, lehnt sich eindeutig an die Ereignisse an Bord der Nostromo im Film Alien an. Das Spiel soll zwar prinzipiell kooperativ sein, scheint aber auch semi-kooperative Elemente wie geheime persönliche Ziele und Backstabbing-Möglichkeiten zu enthalten. Wir sind auf jeden Fall gespannt und werden die Demo-Version in kompletter Muwins-Besetzung vor Ort testen – auch wenn sie sich (leider?) noch nicht kaufen lässt.
Parley
Wir schlüpfen in die Rolle von Korsaren auf dem Mittelmeer des 16. Jahrhunderts. Gekämpft wird um die Kontrolle von 20 Häfen, aber nicht die Spieler selbst, sondern bestimmte Länder werden diese übernehmen. Die Spieler wählen bei jeder Hafenbelagerung, welche von den drei verteidigenden bzw. den drei angreifenden Nationen sie unterstützen – je nachdem, welches geheime Missionsziel ihnen zu Spielbeginn zugelost wurde. Sollte ihre Loyalität während des Spiels aufgedeckt werden, machen sie sich erpressbar. Das alles klingt irgendwie verwirrend und gleichzeitig ungemein vielversprechend: ein Mix aus Social Deduction und Area Control? Wir sind erst mal zuversichtlich, dass die Verwirrung letztlich über die Planke gehen muss.
Professor Evil and the Citadel of Time
Der Name passt schon mal. Professor Evil and the Citadel of Time. Aber was steckt dahinter? Einmal mehr ein kooperatives Spiel ganz im Sinne von Die verbotene Stadt oder Die vergessene Insel – oder doch anders rum? Der von Grund auf böse Professor besitzt eine Zeitmaschine und klaut sich quer durch die Zeit verschiedene Artefakte zusammen. Höchste Zeit ihn zu stoppen. Die Spieler rennen durch die Zitadelle der Zeit (Zelda? Gibt’s vielleicht auch noch ein Master-Schwert?) und betätigen verschiedene Schalter, öffnen Türen und sammeln Artefakte bevor der Professor dies tut. Hätte man auch Die verwunschene Zeitmaschine nennen können, oder?
Nein! Was das Spiel interessant macht, sind die verschiedenen Charaktere. Jeder bringt nicht nur eigene Superkräfte mit sich, sondern gleich ein ganz eigenes Deck an Karten, welche die möglichen Aktionen und somit das Spiel – hoffentlich – schwerwiegend beeinflussen.
Shadows in Kyoto
…ist Englisch für „Stratego in Tokyo“. Na gut, na gut, das ist vielleicht etwas gar frei übersetzt. Aber das Spielprinzip dürfte viele an diesen 2-Spieler-Klassiker erinnern, nur wurde dieses hier aufgepeppt: Anhand von zwei Kartendecks bewegt man die eigenen Agenten und führt Spezialmanöver mit ihnen aus, um den Gegner auszuspionieren – und eines von drei möglichen Enden herbeizuführen: Die beiden feindlichen Agenten mit den echten Infos schnappen, den Gegner drei infolose eigene Agenten schnappen lassen, oder aber einem eigenen Agenten mit echten Infos die Flucht ermöglichen. Das klingt nach einem knackig-kniffligen, äusserst portablen und angenehm kurzen (15 bis 30 Minuten) Zweierspiel – wovon man ja eh nie genug haben kann.
A Tale of Pirates
In dieser 3D-gewordenen Piratengeschichte (das auffällige Schiff allein dürfte viele vorbei schlendernde Messebesucher an den Tisch locken) jagen wir als verschworenes Team nach Schätzen, bekämpfen Riesenkraken, wehren uns gegen feindliche Schiffe und tun, was Piraten halt sonst noch so tun – in arrrrgh begrenzter Echtzeit! Doch während diese anderswo für Stress sorgt, weil man sich und die Mitspieler dazu anhält, alles möglichst schnell zu tun, entsteht hier der Stress eher dadurch, dass man für jede Aktion genau 30 Sekunden benötigt und sie eben nicht schneller beenden kann. Zum Ausführen dieser Aktionen setzt jeder Spieler seine eigene Sanduhr auf verschiedenen Schiffspositionen ein… und wartet dann hibbelnd, bis er endlich wieder helfend eingreifen kann. Die Chose kommt app-unterstützt daher und wird von den Muwins auf jeden Fall vor Ort einem echten Stresstest unterzogen.
Tournament at Camelot/Indulgence
Ich liebe Stichspiele! Diesen Umstand verdanke ich vermutlich meiner Grossmutter, welche mir geduldig Jassen erklärt hat. Aus Essen nehme ich dieses Jahr gleich zwei dieser Exemplare mit: Indulgence und Tournament at Camelot. TaC, der Vertreter von WizKids, besticht mit einem für Stichspiele originellem Thema. Wir spielen Kämpfer, welche sich in einem Melee zu behaupten haben. Unsere Kondition während des Turniers wird immer schlechter. Wir spielen, bis einer ins Gras gebissen hat und bestimmen dann den stärksten Fighter!
Witzig finde ich die Idee, dass jeder mit einer Spezialfähigkeit startet. Restoration Games haben sich auf die Restaurierung alter Spiele spezialisiert. Vorgestellt haben wir bereits im ersten Teil Downforce. Neu überarbeitet wurde auch Dragonmaster. Neues Thema, schlankere Regeln und et voilà: Wir haben den neuen Stichspielemeister Indulgence. In jeder Runde wird eine Verordnung des Papstes aufgedeckt (bsp. du darfst keine 2er Karten sammeln). Jeder Sünder muss bei Nichteinhalten dafür büssen und eine Strafe zahlen. Am Schluss gewinnt dann nicht derjenige, der am meisten gesündigt hat, sondern der Reichste unter uns.
UBOOT
Man weiss noch nicht allzu viel über UBOOT – The Board Game, und es wird an der Spiel ’17 leider auch nur als Demo anwesend sein. Aber was wir wissen, überzeugt. UBOOT ist ein kooperatives Echtzeitspiel, in dem 1 bis 4 Spieler die Kontrolle eines U-Boots im zweiten Weltkrieg übernehmen. Zusammen müssen verschiedene Missionen an den Unterwasser-Kriegsschauplätzen absolviert werden. Begleitet wird das Spielerlebnis – wie auch bei XCOM – The Board Game – von einer App. Laut Webseite sollte die Kickstarter-Kampagne für das Spiel nächstens beginnen.
Wasteland Express Delivery Service
Vielleicht ist Wasteland Express Delivery Service, was Firefly – zumindest für mich – nie sein konnte. Schiffe ausbauen, Crew anheuern, gefährliche Missionen erledigen, quer durch das Weltall fliegen und Abenteuer bestehen – was sich so spannend anhört endete bei uns in einer gähnenden Monotonie (vor allem das Herumfliegen könnte mühsamer nicht sein). Wagen wir einen neuen versuch mit Wasteland, das auch gleich ein neues Thema mitbringt: die Postapokalypse. Als Mad Max den Truck ausbauen, Crew anheuern, gefäh… eh, ihr wisst schon, klingt genauso spannend wie zuvor.
Es sieht so aus, als könnte das Spiel im Vergleich zu Firefly einiges verbessern (einfaches Bewegungssystem, etwas mehr Interaktion zwischen den Spielern in Form von mehreren „bösen“ Trucks, ein polierters Regelwerk und eine erstklassige Illustrierung). Wie sind jedoch gespannt, ob diese verschiedenen Komponenten auch zusammenkommen und -passen, damit das Spielerlebnis bei diesem komplexen Spiel stimmt…
Scho nätt u so, aber ender weniger:
Magic Maze: Maximum Security
Nach dem (berechtigten) Erfolg von Magic Maze war zu erwarten, dass da noch etwas gehen muss. Maximum Security heisst nun also die Erweiterung, die uns zumindest auf den ersten Blick nicht wirklich begeistern kann. Das Grundspiel lebt vom eigentlich simplen Ablauf und den sich ergebenden witzigen Situationen am Tisch. (Beinahe) Fingerbrüche, passiv-aggressives Pöppelgeklopfe, begriffsstutzige Rolltreppenbetreiber… wir sind gleichzeitig Verbündete und unsere schlimmsten Gegner. Schon die späteren Levels des Grundspiels mit ihrer zunehmenden „Verkomplizierung“ haben es uns weniger angetan. Nicht, weil sie schwieriger wären, sondern weil der Regelballast mehr und mehr Überhand nimmt und vom Spass am Tisch ablenkt. Und wenn dieser Fall eintritt, hilft nur eins: Ballast abwerfen!
Medical Frontier
Mit Medikamenten lässt sich Geld machen. Was im echten Leben funktioniert, kann auch am Spieltisch mächtig die Kassen klingeln lassen. Pandemie hat das Erforschen von Wirkstoffen und Heilen von Krankheiten zum spannenden Zeitvertreib befördert. Was wäre nun, wenn wir statt der Weltrettung den Profit als Spielziel hätten? Müsste da nicht ein tolles Spiel rund um Forschung, Wettbewerb, Vermarktung von Produkten und vor allem ganz viel Geld rausschauen? Bei genauerer Betrachtung ist Medical Frontier leider nichts von all dem. Abstraktes Sammeln von Karten mit passenden Zahlen kann Langweileritis als Nebenwirkung verursachen. Dieses Spiel bitte ausser Reichweite von
Kindern Spielern aufbewahren…
The Expanse
Ich habe die ersten beiden Teile der Buchserie verschlungen und freue mich auf weitere Weltraumstunden. Die Crew des Eisfrachters „Canterbury“ um Kapitän Holden befindet sich plötzlich mitten im Konflikt zwischen den Regierungen der Erde, des Marses und des Verbundes der äusseren Planeten. Ein Konglomerat an zwielichtigen Unternehmen mischt sich in dieses Chaos ein. Die Geschichte ist gespickt mit Verrat, sich laufend ändernden Bündnissen, skrupellosen Präsidenten, korrupten Polizisten, unübersichtliche Situationen… Ideal für uns Muwinser! Dann der erste Schock: Die TV-Serie ist langweilig, aber so richtig! Die Charaktere aus den Büchern wurden stereotyp besetzt, die Handlung kommt nicht vom Fleck. Der zweite Schock folgte sogleich: Das Design der Brettspieladaption ist fade, da hätte man viel mehr machen können. Zudem fehlt mir ein wenig das „Dolchstoss“-Element und das Überraschende in den Mechanismen. Angelehnt ist The Expanse klar an die Coin-Serie. Aber da zocke ich lieber wieder einmal stundenlang eine Partie in Kolumbien, Kuba oder Afghanistan, schreibe dutzende geheimer SMS-Nachrichten, bringe alle gegeneinander auf, führe versteckte Dschungelmissionen durch und werde schlussendlich El Presidente! Benji, wann gibt es eigentlich eine Rezi zu Colonial Twillight?
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Haben Restauration games denn einen Messestand? Oder wo findet man die Spiele?
Details kennen wir leider auch noch nicht – aber sie haben in einem BGG-Thread bestätigt, dass mindestens Downforce erhältlich sein soll (wo und bei wem auch immer). Laut letzter Meldung waren sie noch am Zusammenstellen der „Mitbringsel“…
na toll, jetzt ist meine Liste wieder länger geworden. Finde eure „Warnhinweise“ am Ende der Liste recht interessant. Bei den ganzen Neuerscheinungen wird es immer schwieriger die Perlen von den Nieten zu unterscheiden und gutes Marketing heißt noch lange nicht gutes Spiel. Hab auch das Gefühl, dass viele Spiele wieder altbekanntes im neuen Gewand sind. Altiplano von dlp wirbt ja sogar damit, dass es ähnlich wie Orleans ist… Guck ich mir trotzdem an 😉
Unsere Warnhinweise sind allerdings ebenso vorsichtig zu geniessen wie unsere Empfehlungen. Noch weiss man nicht viel. Ausgenommen natürlich all die Neuheiten, die wir hier schon ausführlich rezensiert haben. Aber dazu demnächst mehr… 😉
nein, ich kaufe einfach all eure Empfehlungen blind und wenn mir ein Spiel nicht gefällt beschwere ich mich hier!
Völlig legitim, mach das 😁