Montags, 21:15 Uhr auf Pro7 – während der letzten Werbung musste ich immer bereits die Zähne putzen, damit ich Punkt 22:15 Uhr im Bett war. Ich bin meinen Eltern endlos dankbar, dass ich trotz meinen jungen Jahren Zeuge dieser Pop-Kultur habe sein dürfen. Ewig lange hing das I want to believe-Poster an der Wand, dieselben vier Wörter schmücken noch heute meinen IPod, Sonnenblumenkerne kann ich nicht mehr sehen und ich warte noch immer auf ein Büro mit einer Decke, an der Bleistifte stecken bleiben. Als IDW-Games 2015 – noch vor der Veröffentlichung der zehnten Akte X-Staffel – ein Brettspiel auf den Markt brachte, ging dies dennoch leider etwas an mir vorbei. Diesen Fehler konnte ich aber endlich korrigieren…
Arkham Horror und… Akte X?
Auf The X-Files – The Board Game lastet enormer Druck, mit Cosmic Encounter, Der Eiserne Thron, Das Ältere Zeichen, Descent – Journeys in the Dark und Arkham Horror als Geschwister, die alle die Handschrift von Spieleautor Kevin Wilson tragen. Wer nun ein Spiel mit ähnlichem Umfang erwartet ist HIER aber ganz klar besser bedient. Denn öffnet man die Schachtel, trifft man auf eine überraschende Überschaubarkeit.

Zugegeben, das Spielbrett ist eeeeeenorm gross – aber dies gänzlich unnötigerweise. Das Spiel zählt gerade mal drei verschiedene Kartenstapel und „nur“ eine Handvoll Tokens. Auch die Regeln sind – ein paar verwirrende Druckfehler ausgenommen – sehr simpel, aber ebenfalls unnötig lange. Und wenn wir schon beim Thema sind, der Sichtschirm ist wohl der grösste, den ich je gesehen habe. Damit lässt sich gleich das gesamte Spiel verstecken (Ja, Schatz? Welches neue Spiel denn?) – genau: unnötig riesig und vor allem unnötig mühsam. Soooooooo, genug gemotzt. Denn…
Mulder, Scully und der Krebskandidat
In X-Files – The Board Game schlüpft ein Spieler in die Haut des berühmt-berüchtigten Krebskandidaten, und die restlichen zwei bis vier Spieler kontrollieren je einen Agenten – neben Mulder und Scully auch Skinner oder Krycek (in einer weniger lustigen aber durchaus funktionierenden Zwei-Spieler-Partie kontrolliert der „gute“ Spieler wie meist üblich zwei FBI-Agenten).
Zu Beginn des Spiels erscheinen auf dem Brett, das die Vereinigten Staaten zeigt, verschiedene ungelöste Fälle in Form von X-Akten-Karten. Während die Agenten versuchen werden, diese zu lösen, funkt der Krebskandidat immer wieder dazwischen und verlangsamt die Untersuchungen. Das Resultat ist eine relativ simple, aber spannende Asymmetrie.

In ihrem Zug spielen die Agenten hauptsächlich Karten aus, um Fortschrittsmarker auf den verschiedenen X-Akten zu platzieren. Sind genügend Marker platziert, ist der Fall gelöst, und die Agenten können abhängig von der Schwierigkeit des Falls eine bestimmte Anzahl an Beweisen aus einem Beutel ziehen. Zu Beginn sind darin nur „gute“ Beweise (Wert 1 oder 2) zu finden, und diese sichern den Agenten längerfristig den Sieg. Rein mathematisch brauchen die Agenten neun mal die Anzahl Agenten an Beweisen, um das Spiel zu gewinnen. (Thematisch kaufen die Agenten mit den Beweisen Stücke eines I want to believe-Posters, das aus neun Stücken besteht. Hä? Eh ja, unwichtig.)

Nichts leichter als das, wenn da nicht noch der Krebskandidat wäre, der natürlich ganz andere Pläne verfolgt. Erstens möchte er das Lösen von X-Akten verhindern, indem er verdeckt Bösewichts-Karten an die Fälle anlegt. Versucht ein Agent den Fall zu untersuchen, wird die Karte aufgedeckt und der Effekt ausgeführt. Meist werden so weniger – manchmal sogar gar keine – Fortschrittsmarker platziert, den Agenten Wunden zugefügt oder aber die Karte ist möglicherweise nur ein Bluff. Zweitens versucht der Krebskandidat, falsche Beweise in den Beutel zu bringen. Grundsätzlich kommt so pro Runde ein falscher Beweis in den Beutel – ausser keine X-Akte ist offen ausliegend – und weitere können durch Karteneffekte dazu kommen. Pro Runde zieht der Krebskandidat dann so viele Beweise, wie offene X-Akten ausliegen – bös wie er ist, behält er natürlich nur die „guten“ Beweise. Kommen so insgesamt 25 Beweise(-Punkte) zusammen, gewinnt der Krebskandidat.
Android: Netrunner in einfach, etwas zu einfach…
Es entsteht ein sehr spannender Wettlauf gegen die Zeit. Der Krebskandidat versucht, so schnell wie möglich den Beweisbeutel mit seinen falschen Beweisen zu füllen, gleichzeitig aber auch die X-Akten zu sabotieren, um den Fortschritt der Agenten zu verlangsamen. Dieses Zusammenspiel von Glück und Strategie funktioniert sehr gut und stellt das Herzstück des Spiels dar. Es ist äusserst befriedigend, als Krebskandidat zu beobachten, wie mit zunehmender Länge der Partie das Glück langsam die Seiten wechselt und die Agenten immer häufiger falsche und unnütze Beweise ziehen. Gleichzeitig bringt der Kampf um die X-Akten ein Spielgefühl ähnlich zu Android: Netrunner mit sich. Der Krebskandidat versucht verdeckt X-Akten zu schützen, während die Agenten rätseln, welche Karte wohl welcher Akte angefügt wurde.

Hier holt uns aber die anfängliche Überschaubarkeit wieder ein. Die möglichen Karteneffekte lassen sich leider an einer Hand abzählen. Das mag für die erste Partie nicht allzu tragisch sein, manifestiert sich aber dennoch relativ schnell in einer gewissen Monotonie. Immerhin gibt es für beide Parteien verschiedene Verbündeten-Karten, welche dauerhafte Effekte ins Spiel bringen; und auch die erste – und wahrscheinlich letzte – Erweiterung zielt auf eine grössere Kartenvielfalt ab (siehe Kasten unten).
Wie viel Akte X steckt denn drin?
Kein Zweifel, dieses Spiel wird die meisten durch sein Thema überzeugen. Das Spiel hat Scully und Mulder-Tokens, muss ich mehr sagen? Aber wie viel Thema steckt tatsächlich in der Schachtel? Leider nicht so viel, wie die Kult-Serie verdient hätte. X-Files – The Board Game ist durchaus ein gutes Spiel – schnell, unterhaltsam und allem voran spannend. Aber es ist leider nicht DAS Spiel für Akte X. Hätte ein Arkham Horror mit angepasstem Thema besser gepasst? Schwierig zu sagen, aber es wäre gewesen, was mein Akte X-Herz erwartet hatte. Mir ist bewusst, dass Erwartungen bei lizensierten Spielen immer problematisch sind. Und ich gebe mir wirklich Mühe, das gelungene Spiel als offizielles Akte X-Spiel zu akzeptieren. Und doch überfallen mich hie und da diese was-wäre-wenn-Gedanken, und ich werde traurig.

Nichtsdestotrotz, wer noch eine Kopie des vergriffenen Spiels findet, sollte zuschlagen, jedoch die riesigen Erwartungen basierend auf der Fernsehserie beiseite legen. Wenn nicht für das Spielerlebnis, dann weil es doch ziemlich cool ist, ein Akte X-Spiel im Regal stehen zu haben.
X-Files: Trust No One Expansion
Die Erweiterung X-Files: Trust No One bringt etwas Tiefe ins Spiel – vor allem mit neuen Karteneffekten für den Krebskandidaten. Dazu kommt ein zusätzliches, aber irgendwie unnötiges Spielbrett mit einer (!) neuen Region. Zudem werden das Basisspiel und die Erweiterung thematisch eingeordnet. So konzentriert sich das Basisspiel auf die Geschehnisse der Staffeln 1 bis 3 und die Erweiterung auf die Staffeln 4 bis 6. (Eine zusätzliche Erweiterung mit den letzten Staffeln war möglicherweise geplant, wird es aber wohl kaum mehr geben.)
X-Files: Trust No One macht das Spiel interessanter, ist jedoch unter dem Strich eine zu grosse Investition. Die wenigen – aber guten – Änderungen hätten meiner Meinung nach direkt ins Basisspiel integriert werden müssen.
X-Files – The Board Game bereits gespielt? Dein Fazit?
Mulder.. haaaaach… schmacht!
Häää… was.. ähmmm benj chasch d reglä nomal erkläre… ha gad nid ufpasst 😃😃
pffff… immer benji =)
Sorry lieber mratn… Bi no ganz dürenand…
Schmaaaach