Mit 12 Personen (davon zwei Premiere-Muwinser) war das Event vom vergangenen Samstag (22.7.2017) zur besten Ferienzeit besser besucht als erwartet! Aber eben – wer kann uns schon widerstehen…

Lost Expedition
Oldiebenji: Kurz nach 13.00 Uhr, die ersten MUWINSer sitzen bei schönstem Wetter im Grünen. Alles ist friedlich – um die Idylle nicht gleich wieder zu zerstören, beginnen wir mit einer kooperativen Neuheit: Lost Expedition habe ich bisher erst solo verloren, den ersten Mehrspieler-Einsatz gehen wir entsprechend vorsichtig an: Die drei Noobs entscheiden sich für die einfachste Schwierigkeitsstufe. Wir stecken schon früh Schläge ein, behalten die Sache aber im Griff. Schliesslich erreicht Cândido dank eines Megaspurts über 4 Karten in einem Zug das Ziel. Als Einziger. Mit seinem letzten Lebenspunkt. Lost Expedition ist schnell erklärt, schwer zu gewinnen, macht Spass und Laune – und hat das Zeug, zu einem unserer Dauerauswahltitel für Zwischendurch zu avancieren. Es sollte nicht die einzige Expedition des Tages bleiben…
Shotgun Pete: Als erstes hat mich ja das Format der Karten überrascht – deutlich grösser, als ich erwartet hätte, und dadurch kommen die stimmigen Illustrationen natürlich noch besser zur Geltung. Aber auch spielerisch überzeugt das Abenteuer: Nachdem wir unsere gesamte Munition bereits am ersten Tag verschossen hatten, hielt sich die Hoffnung auf einen erfolgreichen Ausgang unserer Dschungelwanderung in argen Grenzen. Aber dann stellte sich heraus, dass unser Reiseführer über herausragende Parcours-Fähigkeiten verfügt: Ein Hindernislauf für die Ewigkeit – und ein Spiel, das mit viel kniffliger Risiko-in-Kauf-Nehmerei zu überzeugen weiss.
mratn: Zu meinem Glück kam das Kartenlegespiel später nochmals auf den Tisch. Fazit: Bitte nochmal!!! Es ist schier bemerkenswert, wie hier mit ein paar Karten mit Symbolen und gänzlich ohne Worte eine Geschichte erzählt wird. Ein Beispiel: Wir treffen auf einen einsamen Ureinwohner mit Pfeil und Bogen und haben die Qual der Wahl. In der ersten Partie versuchen wir noch die Symbole zu dechiffrieren und argumentieren holprig: Wir können vielleicht einen Proviant abgeben um einen Kompass zu erhalten. In der zweiten Partie klang das schon ein bisschen professioneller: Wir könnten auch eine Patrone opfern um zu reisen, davon haben wir noch genug. Und in der finalen dritten Partie liess sich unsere Fantasie kaum mehr kontrollieren: Wenn wir ihn nicht erschiessen, erschiesst er uns, und wir brauchen nun mal die Nahrung für uns selber, ich mag ja Ureinwohner auch, aber Jungs, es gibt keine andere Lösung. Und so erzählt jede Karte ihre eigene Geschichte und stellt die Spieler vor schwierige Entscheidungen. Lediglich, dass wir in jeder Partie auf dem letzten Feld untergingen, hinerliess einen Wermutstropfen – sonst: Klasse Spiel!!
Bla5t

Oldiebenji: Auch Bla5t begleitet uns weiter! Ich hab‘ die Partie diesmal zwar total verbockt und haushoch verloren, aber das kleine Kartenspiel macht unabhängig von der eigenen „Leistung“ immer wieder enorm Laune und war auch bezüglich des Fiesheitsfaktors perfekt dazu geeignet, die mittlerweile anwachsende Truppe auf das einzustimmen was danach folgen sollte…
Shotgun Pete: Ehrlich gesagt dachte ich erst – nach Benjis Rezension und der Regelerklärung gestern – „joa, ist wohl ganz nett“. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass Bla5t zu jenen Spielen gehört, in denen mehr Spielspass drin steckt, als man ihnen womöglich zutraut. Es war eine sehr lustige Runde, bei der nicht nur über das flatterhafte Kurzzeitgedächtnis der Gegenspieler, sondern auch über die eigene diesbezügliche Unzulänglichkeit viel und herzhaft gelacht wurde. Ein wirklich gelungenes kleines Kartenspiel! (Und lasst euch nicht von den französischen Kartentexten abschrecken, dank leicht einprägsamer Ikonographie ist das Spiel im Prinzip sprachunabhängig!)
Secret Hitler
Oldiebenji: Er läuft und läuft… Selbstverständlich gehörte es zum guten Ton, die MUWINS-Neulinge in eines unserer beliebtesten Spiele überhaupt angemessen einzuführen – mit Erfolg, wie unschwer zu erkennen ist…
Shotgun Pete: Zu diesem Spiel gibts eigentlich gar nicht mehr viel zu sagen. Schickt eure Werwölfe zurück in den Wald, beendet den Widerstand und träumt nicht weiter von einem grossen Coup: Ergebt euch einfach in euer Schicksal als Fetischisten (oder wie auch immer das genau heisst).
Ruhm für Rom
Shotgun Pete: Dieses Spiel macht einfach sehr vieles richtig: Es bietet ein witzig in Szene gesetztes Thema, ein gesundes Mass an Spieler-Interaktion (je nach konstruierten Gebäuden sogar schon ans Fiese grenzend), praktisch keine Downtime (da man meist auch in den Zügen der Mitspieler aktiv wird), viele Wege
nach Rom zum Sieg und zahlreiche knackige Entscheidungen, die es ständig zu treffen gilt. In meiner Sammlung gibt’s wohl keine weitere Schachtel, die so klein und doch so vollgepackt mit Spiel ist. Ruhm für Rom bedeutete gestern letzten Endes Ruhm für mich. Der Umstand, dass sich 3 meiner 4 Mitspieler dabei zum ersten Mal als Baumeister versuchten, hat damit natürlich rein überhaupt absolut gar nichts zu tun. Schliesslich sollte ich an jenem Abend noch zu Höherem berufen sein…
Carson City
Oldiebenji: Inspiriert durch unsere eigene Top-3-Liste und passend zu unserer geografischen Lage wurde der Wilde Westen endlich wieder einmal handfest. Die Partie wurde von drei Greenhorns und zwei erfahreneren Cowboys bestritten, wobei die beiden letzteren derart experimentell spielten und sich gegenseitig unter Feuer nahmen, dass natürlich ein grünes Cowgirl gewann! Mea Culpa – ich wollte einfach mal eine ganze Partie lang den Bösen geben. Carson City überzeugt nach wie vor – aber wer würde auch anderes erwarten, wenn wir’s Euch doch sagen!
Time of Crisis
Oldiebenji: …und dann brach Dunkelheit über den Mittelmeerraum herein! Das… und ausserdem hat Shotgun Pete gewonnen. Time of Crisis hat gerade erst den Weg zu uns gefunden, und hinterliess trotz widrigen Umständen den erwartet spannenden Ersteindruck (echt, wir spielten’s, da drinnen Tischmangel herrschte, im Freien, es WAR dunkel, und die Beleuchtung fürn…). Dieser brandneue GMT-Titel gehört zu den zugänglicheren Spielen des Verlags und zaubert mit übersichtlichem Regelwerk wieder einmal massig Thema, Spannung und Interaktion auf den Tisch! Nicht nur die Gegenspieler machen einem das Leben als römischer Kaiseranwärter schwer, auch diverse Barbarenstämme unternehmen immer wieder Pauschalreisen in unser Territorium. Zur baldigen Wiederholung wärmstens empfohlen und vorgesehen!
Shotgun Pete: Ruhm für Rom Petrulius, die Zweite: Während sich die Herren Benjaminus und Jürgus beim Senat einzuschleimen versuchten und um popelige Quästoren sowie langweilige Stabilitätspunkte bemühten, stiess Petrulius mal eben den zu bequem gewordenen Marionettenkaiser vom Thron und herrschte fortan gütig, weise, aber auch mit eiserner Faust über das Imperium Romanum. Mit glorreichen Feldzügen gegen den barbarischen Priesterkönig Syriacus und die zwar bemühten, aber letztlich unfähigen Rebellentruppen von Gouverneur Benjaminus, sicherte sich Petrulius nicht nur die unerschütterliche Liebe seines Volkes, sondern sorgte auch dafür, dass seine an weniger als einer halben Hand abzählbaren Gegner mit ihren stümperhaften Putschversuchen in den Geschichtsbüchern für immer schemenhaft als Fussnoten in seinem gottkaiserlichen Schatten darben müssen.
An Infamous Traffic
mratn: Ein kaum alltägliches Thema: Der Opiumhandel in China. Bereits beim Aufstellen wird klar, das Spiel will (oder kann?) keine breite Masse ansprechen: Der Geschmack von ungesunden Druckchemikalien liegt in der Luft – möglicherweise auch eine thematische Massnahme? Die Bögen sind von Hand ausgeschnitten und mehrere Tokens falsch interessant bedruckt. Aber hey, don’t judge a book by its cover, also los! Und tatsächlich wurde ich positiv überrascht. Das Spiel bietet einige sehr interessante und spannende Mechanismen: Die Preissenkung der Schmugglerware, das Anpassen der Nachfrage oder das Fenster der Gelegenheit um Aktionen in bestimmen Gebieten zu ermöglichen. Wem das nun nicht allzu viel sagt, soll auf die kommende Rezension von oldiebenji warten. Unter dem Strich war mir die allererste und einzige Partie aber zu unkontrollierbar und zu schwammig. Sie wurde tatsächlich durch den Tiebreaker „If still tied, the start player wins“ entschieden, und Startspieler war lukebigbosss. Es ist aber durchaus möglich, dass sich diese Unsicherheiten mit wiederholtem Spielen etwas legen werden. Dennoch würde der Zugänglichkeit des Spiels ein bisschen Streamlining sehr gut tun. Ich bin gespannt auf oldiebenji’s Fazit.
Und wieder habe ich den Trip (mein Zweiter Besuch bei den MUWINSer) in den Wilden Westen überlebt und in vollem Masse genossen. Es war wieder Brettspieletag im Hochformat.
Mein Favorit des Tages war ganz klar Time of Crisis (GMT wird/ist langsam mein Lieblings-Spieleverlag). Auch wenn natürlich der falsche Cäsar gewonnen hat. Bei der nächsten Runde, wirst du es garantiert nicht so leicht haben, wenn ich nicht wieder so doofe Spielzüge plane. 😉
Mein Spieletag am Samstag war gezeichnet durch falsche Entscheidungen und dumme Spielzüge meinerseits. Das – auf Grund meines Goldfischgedächtnis – vergessen meiner Karten nach 2 Sekunden bei Blast! war ja noch abzusehen, aber die verbockten Spiele bei ‚Ru(h)m für Rom‘ und ‚Time of Crisis‘ waren dann doch irgendwie bezeichnend.
Aber trotz der Unfähigkeit meinerseits haben ausnahmslos alle Spiele riesig Spass gemacht, so dass ShotgunPietsch mich dann sogar noch zu einer Bonusrunde (wer hört schon vor 3 Uhr früh mit Brettspielen auf?) ‚Arkham Horror – Card Game‘ überreden konnte.
Und ich war froh dass ich die Runden ‚Secret Hitler‘ nicht verpasst hatte. Es war wie immer das GröBaZ*!
(*das grösste Brettspiel aller Zeiten) 😉
Ach, Päägg doch!
Du warst schliesslich weder der Oberdepp in Bla5t, noch der Sandsack in ToC!
Ich kann doch auch nichts dafür dass du NOCH schlechter warst als ich. Aber Glückwunsch: Das ist schon eine Leistung! 😛