Der Begriff Worker-Placement ist in der Muwins-Gruppe nicht allzu beliebt. Der Mechanismus ist im Grunde sehr konfliktarm, wird häufig in themenarmen Spielen eingesetzt und meistens benutzt, um emotionslos farbige Klötzchen von einem Feld aufs andere zu schieben. Dennoch gibt es auch hier Perlen, ausgestattet mit tüchtigen Arbeiterinnen und Arbeitern, die es wert sind, gezockt zu werden. Heute stellen wir unsere jeweiligen Top-3 Listen der WP-Spiele vor.
Platz 3
lukebigbosss: Ich habe garantiert dutzende Male meinen Platz 3 geändert. Viele tolle Spiele blieben aussen vor. Schlussendlich habe ich mich für Snowdonia entschieden. Der Wettermechanismus führt dazu, dass jedes Spiel anders verläuft. Ich habe schon Partien erlebt, die alleine nur im Nebel stattgefunden haben. Der zweite Grund für diese Wahl ist patriotischer Natur: Ich darf die Jungfraubahn bauen! Im realen Leben kann ich mir den Fahrpreis nicht leisten, hier bin ich deren Erschaffer.
oldiebenji: Da Carson City verdienterweise später noch mehrfach genannt wird, und um auch mal besonders originell zu sein: Ein Spiel, bei dem man Nordkorea spielen und mit Atomraketen um sich schmeissen kann, gehört in die engere MUWINS-Auswahl. Manhattan Projects Mechanismen mögen nicht so gestreamlined sein, wie man es sich wünschen könnte, aber Thema und Interaktion hieven den Titel in meine Top 3 Workerplacer – zusätzlich motiviert durch die neu anstehende Nachfolgeversion.
mratn: Handwerker, Händler, Reisender, Politiker oder doch Geistlicher? Was nach Micro-Management einer The-Sims-Grossfamilie klingt, ist auch auf dem Brett möglich – mit Village, dem Kennerspiel des Jahres 2012. Erst werden die Familienmitglieder ausgebildet, dann treffen sie ihre Berufsentscheidung, und zum Schluss sollten sie sich im bestmöglichen Moment ins Jenseits verabschieden. Genau, der Sensenmann spielt in diesem gelungenen Worker-Placement-Spiel die Hauptrolle, und das mit Bravour.
mattthecrow: Betrachtet man die Anzahl Partien, müsste bei mir Agricola an dieser Stelle stehen. Weil das Bauernspiel schon mal in einer Top 3 Liste auftaucht und weil Caylus ebenfalls ein schönes Spiel ist, geht Platz 3 an die Baumeister des Königs. Wenn schon Rohstoffe in Punkte umwandeln, dann bitte richtig! Caylus bietet hier das volle Programm: Aktionsfelder wegschnappen, Rohstoffe einsammeln, Gebäude bauen, Punkte machen. Und das ganze hoffentlich etwas effizienter als seine Gegenspieler. Dem Spiel den Platz 3 zu geben, ist eine Hommage an alle Spiele dieser Art, auch wenn Caylus keine deutsche, sondern eine französische Stadt ist.
Shotgun Pete: Targi ist ein cleveres Worker Placement Spiel für zwei Spieler, das die zwei Hauptkriterien des Platzierens – „was bringt mir am meisten“ und „wie kann ich den Plan meines Gegners durchkreuzen“ – um eine weitere Gedankenebene erweitert, da dies aufgrund des speziellen Mechanismus‘ nun in zwei Schritten geschehen muss. Dank des sich ständig verändernden Aktionstableaus und des Umstandes, dass es kaum mal unnütze Aktionen gibt, hält sich der Frustfaktor zudem in argen Grenzen.
Platz 2
lukebigbosss: Früher habe ich mich immer als Cowboy verkleidet und im Quartier Indianer eingesperrt. Da liegt es nahe, dass ich Carson City toll finde. Aktionsfelder werden nicht blockiert, es gibt ein Duell darum! Gebäude der Mitspieler kann ich nicht sperren, ich kann sie ausrauben! Lauter kleine Details, die das Spiel thematischer und gleichzeitig zugänglicher machen. Carson City sieht toll aus, spielt sich konfrontativ und auch mechanisch ist alles in bester Ordnung.
mratn: Kröte + Hühnerbein = BOOOOM! Da müssen wir wohl den Trank nochmal an einem Studenten testen, oder vielleicht doch die Zutaten wechseln? Und wenn es endlich klappen sollte, auf zur Universität um das Ganze zu patentieren. Die Alchemisten ist ein sehr thematisches Deduktionsspiel. Eine App (oder Spielleiter *gääääähn*) weist jeder der acht Zutaten zufällig ein Atom zu. Bestimmte Kombinationen dieser Atome ergeben kostbare – oder eben weniger kostbare – Tränke. Das Rätseln, logische Denken und Ausprobieren kann losgehen. Von der Anschaffung neuer Requisiten, dem Sammeln der Zutaten, zahlreichen Testversuchen, der Theorienbildung und -widerlegung ist alles vorhanden, was das Brettspieler- und Wissenschaftler-Herz höher schlagen lässt.
oldiebenji: Auch meine Nummer Zwei trumpft mit ungewöhnlichem Thema auf. Der Worker-Placement-Aspekt lässt dennoch ausreichend Spielraum, eigene Strategien zielstrebig zu verfolgen. Der harte Kampf um die qualifiziertesten Arbeitskräfte passt auch thematisch – Crisis hat mich sehr positiv überrascht und überzeugt. Hoffen wir, dass es irgendwann auch wieder flächendeckend lieferbar sein wird…
mattthecrow: Viele Möglichkeiten um zum Sieg zu kommen und absolut auf Konfrontation ausgelegt. In Age of Empires III haben die „Worker“ unterschiedliche Stärken und spielen eine absolut zentrale Rolle im Spielgeschehen. Durch die Kämpfe sicher eines der böseren Spiele dieser Kategorie. Man kann also nicht nur Aktionsfelder blockieren und wegschnappen, sondern gleich mal einen Krieg auslösen. Der beste Beweis, dass Workerplacementspiele nicht konfliktarm oder „Mehrspielersolitär“ sein müssen.
Shotgun Pete: Carson City überzeugt durch ein cooles und stimmig rübergebrachtes Thema sowie coole Nebenmechanismen (mit der Stadt, die auf der Landkarte langsam Gestalt annimmt). Wie bereits bei Targi ist auch hier die Interaktion zwischen den Spielern relativ hoch, sind Aktionsfelder doch streitbar und lukrative Plätze auf dem Stadtplan dadurch, dass sich Gebäude und Infrastruktur gegenseitig beeinflussen, heiss umstritten und auch mitspielerabhängig.
Platz 1
lukebigboss: In Age of Empires III kämpfen Missionare, Krieger und Kapitäne um die Vorherrschaft in der Neuen Welt. In dieser gibt es keinen Platz für Weicheier, keine Zeit für Meckerer: Aktionsfelder sind rar, Ländereien schnell besetzt und Ressourcen knapp. Charles Darwin hätte seine Freude am Spiel. Am Schluss ist nicht der Obermathematiker auf dem Siegertreppchen, sondern der skrupelloseste Eroberer! Genau ein Spiel nach dem Gusto von Muwins!
mratn: Lords of Waterdeep! Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Das Spiel kann zwar thematisch nicht ganz mit anderen Titeln mithalten (das Dungeons & Dragons-Universum ist kaum erkennbar, und Magier, Krieger und Co. werden nun mal mit Holzklötzchen dargestellt), und dennoch überzeugt es vollkommen: schnell erklärt, flüssig, spannend, unterhaltsam und wunderschön gestaltet. Als Bonus: Lords of Waterdeep bietet für ein Worker-Placement-Spiel relativ viel Interaktion zwischen den Spielern.
Oldiebenji: Meine Kollegen haben heute mit ihren hervorragenden Auswahlen offenbar einen Lauf – allerdings kommen noch einige weitere Spiele als Nummer 1 in Frage. Sons of Anarchy mag aufgrund seiner Mechanismen vielleicht um Haaresbreite an der Kategorie vorbeischrammen, Dominant Species (natürlich von GMT) hingegen tut dies sicher nicht und trifft als anspruchsvolleres Worker-Placement Spiel voll ins Schwarze – vorausgesetzt, man verspeist gern seine Gegner!
mattthecrow: Mit Robinson Crusoe und seinen Freunden auf der Insel überleben fühlt sich so gar nicht nach Workerplacement an. Das Holzscheiben-auf-Aktionsfeld-legen hat noch nie so viel Spass gemacht. „Ich gehe mit dem Hund jagen. Willst du dich um das Dach und das Feuer kümmern?“ So und ähnlich wird am Tisch diskutiert. Wenn ein Thema so gut rüberkommt wie hier, ist der Platz eins verdient.
Shotgun Pete: Wohl in kaum einem anderen Spiel ist der Worker Placement Mechanismus thematisch so gelungen eingebunden wie bei Robinson Crusoe: Abenteuer auf der verfluchten Insel. So gelungen sogar, dass ich es spontan wohl nicht einmal als WP-Spiel kategorisiert hätte, wenn mich BigBosss nicht darauf hingewiesen hätte. Ein Spiel, das dich eine Geschichte erleben lässt, welche den zentralen Mechanismus komplett in den Hintergrund stellt? Ein grösseres Kompliment kann man einem Autoren ja wohl kaum ausstellen. Meine unumstrittene Nummer eins in dieser Sparte.
HIER geht’s zu den weiteren Top 3-Listen.
Was haltet ihr von unserer Auswahl? Und was sind eure Favoriten im Worker-Placement-Genre? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!
„Die Alchemisten“ ist wohl das beste Spiel, das ich jemals weggetauscht habe. Kam einfach so gut wie nie auf den Tisch – meine Frau mochte es nicht, also war es bei den Runden, bei denen sie dabei war, schon mal raus. Und die Nerdrunde hatte entweder zu viele Leute am Tisch oder eine zu lange Liste an Spielen die stattdessen dran waren. Schade, denn das Thema an sich und vor allem die Deduktionsmechanik finde ich schon echt cool.
Ist bei mir leider ziemlich ähnlich – ist trotz der Aufmachung und allem doch ein grösserer Brocken. Ich find vor allem die – zugegebenermassen sehr limitierte – Interaktion in Form der Theorien sehr spannend. „Verdammt, wieso weiss er jetzt das? Das kann doch nicht stimmen? Blufft er nur? Ein durchaus gelungenes Spiel…
Sorry… Aber du nimmst es einfach nie mit. Ich spiele es gerne wieder einmal.
das nächste Mal pack ich es ein!
echt wieder eine sehr gelungene Liste. Lords of Waterdeep steht schon länger auf meiner Wunschliste. Age of Empires und Caylus sind bei uns auch sehr gerne auf dem Tisch. Bei Caylus gewinnt leider nur immer der gleiche… und das bin nicht ich.
Unter der Kategorie Worker Placement hätte ich wirklich lange überlegen müssen, um auf Robinson Crusoe zu kommen. Das ist bei mir scheinbar zu sehr unter kooperatives Spiel abgespeichert.
Dominant Species ist aber wirklich ein Brocken. Das kommt leider nur alle Jubeljahre mal ran, wenn wir wirklich viel Zeit haben und die richtigen Leute am Tisch sind. Aber bis jetzt war jede Partie genial vom Spielverlauf.
Crisis und Snowdonia kenne ich gar nicht. Erst mal angucken.
Als Worker Placement Spiele kann ich noch Hansa Teutonica und Luna empfehlen. Ob die jetzt unter die TOP 3 fallen würden, weiß ich allerdings nicht.
Was ist denn die genaue Definition von ‚Worker Placement‘? Ich hätte jetzt nämlich SoA durchaus als Workerplacement Spiel kategorisiert. Klar, ein sehr fieses, blutiges WP, aber ein WP nichtsdestotrotz. 🙂
Ansonsten habe ich in letzter Zeit kaum noch WP gespielt (Muwins to blame?) aber von den gespielten dürfte nebst SoA (:P) Robinson zu meinen Favoriten gehören. Ich mag es wie in dem Spiel die Mechanik in die Erzählung eingebettet wurde.
Ansonsten von den hier genannten würde ich ‚Die Alchemisten‘ (klingt super!) und Age of Empires gerne mal ausprobieren.
Wir mögen keine genauen Definitionen 😉
Aber ich sag ja: SoA ist KNAPP vorbeigeschrammt. Für mich hat’s noch ein wenig zu viel Dynamik drumrum, ausserdem fehlt die oft typische, getrennte Einsetz- und Auflösungsphase (jaja, ich weiss, SoA ist diesbezüglich origineller, was man ihm nicht zum Vorwurf machen sollte 😉 )
… und Age of Empires ist hammermässig. Nächstes mal wenn Du kommst, ich versprech’s!