Der Kampf um die Star Realms beginnt…

Wie lang darf eigentlich eine Rezension sein, wenn das Spiel in 5 Minuten erklärt ist? Ich fasse mich so kurz wie möglich: Wieder einmal findet der Mensch vor seiner Haustüre nicht genug und beginnt deshalb mit der Kolonialisierung des Weltraums. Aber sogar der ist nicht gross genug, und es kommt zum Konflikt. (Hier findet ihr die ganze Geschichte des Star Realms-Universums.  Den letzten Satz will und kann ich euch aber nicht vorenthalten: „Will you succeed in this all-or-nothing space race and emerge the victor?“Überzeugt? Dann nichts wie los in den Spieleladen. Sonst bitte weiterlesen…


Blobs, Handelsföderation, Sternenreich oder doch Maschinenkult

Kommen wir zum Eingemachten: Star Realms ist ein klassisches Card-Drafting / Deck Building-Kartenspiel, ganz im Stil von Dominion. Jeder Spieler beginnt mit einem Deck bestehend aus 8 Aufklärer- und 2 „Natter“-Karten sowie 50 Autoritätspunkten, oder besser gesagt Lebenspunkten. Ein Aufklärer gibt dem Spieler Handelspunkte, mit denen neue und bessere Weltraumjäger gekauft werden können. Mit Hilfe von „Nattern“ (kleine Kampfschiffe) kann man versuchen, kümmerliche Angriffe auf den Gegner zu starten. Wie ihr bereits erahnt, sind weder Nattern noch Aufklärer besonders effizient und siegbringend. Nein, dafür brauchen wir schon grössere Schiffe.

Zum Beispiel eines der Handelsföderation, die sich darauf spezialisiert hat, Lebens- und Handelspunkte zu generieren. Wer Frieden und längere Partien mag, ist hier genau richtig.

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Die Handelsföderation und das Generieren von Lebenspunkten.

Oder die Blobs, die sich eigentlich nur zum direkten und kompromisslosen Angriff eignen (und ganz schön ausserirdisch aussehen). Das gefundene Fressen für alle frustrierten und aggressiven Spieler.

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Pure Kraft: Die Blobs setzen vor allem auf Angriff.

Dann wäre da noch das Sternenreich, das sich von der Föderation im Stich gelassen fühlt und daher eine Art Bürgerwehr aufgebaut hat. Ihre Stärke sind „Ziehe eine Karte“- und „Gegner wirft eine Karte ab“-Effekte. Wären die Blobs Barbaren, dann wären die Sternenreichbewohner elegante Schwertkämpfer, die den Gegner mit stetigen kleinen Nadelstichen in die Knie zwingen.

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Das Sternenreich bringt eine Mischung aus List und Kampf mit sich.

Und zum Schluss dürfen natürlich die maschinierten Abtrünnigen unter Mad Max nicht fehlen: Der Maschinenkult. Hier werden vor allem ältere, unnütze Schiffe stetig verschrottet, damit die Flotte so effizient und modern wie möglich bleibt (ihr versteht schon, wir entsorgen schlechtere Karten aus dem Deck usw. usw.)

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Der Maschinenkult versucht, das Deck immer aktuell und modern zu halten.

Damit hätten wir die Protagonisten vorgestellt. Wer jetzt denkt, ‚super, ich bau mir eine Blob-Sternenreich-Maschinenkult-Armee, weil ich die Schiffe alle so toll finde‘, der kommt nicht weit. Denn ähnlich wie bei Legendary Encounters: Alien (oder den anderen Legendary-Spielen) boosten sich die Karten derselben Fraktion (!) gegenseitig bis zu einem viiiiiiiiiiiiiiielfachen. Und ohne solche Boosts macht das Spiel erstens null Spass und zweitens wird Gewinnen relativ schwierig.

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Blob-Fraktions-Boost: Der Effekt hinter dem Fraktionssymbol (grüner Kreis) wird nur ausgeführt, wenn bereits eine Karte derselben Fraktion gespielt wurde. Somit kann der Spieler hier insgesamt 3 Karten ziehen, 3 Handelspunkte und 11 Angriffspunkte ausgeben. Nicht schlecht!

Ab da erhält das Spiel noch eine Prise Glück, denn zu Beginn werden zufällig fünf Karten ausgelegt, die den Spielern zum Kauf zur Verfügung stehen (dazu gibt es noch einen Stapel Alibi-Schiffe, die ein bisschen handeln und kämpfen können, sonst nicht allzu viel taugen, sich aber auch leicht wieder abwracken lassen). Stur eine feste Strategie zu verfolgen funktioniert daher bei Star Realms selten, da sowieso nie all die benötigten Karten ausliegen. Anpassungsfähigkeit ist also gefragt, genau wie bei richtigen Weltraumgenerälen.


Weltraumspektakel für jedermann

So kaufen die Spieler um die Wette und ballern rum, bis nur noch einer dasteht (und alle anderen alle 50 Autoritä… eh Lebenspunkte verloren haben). Alle anderen? Genau, Star Realms spielt sich auch mit x Spielern (wobei x = gekaufte Basisspiele * 2), und dies in jeglichen Varianten: Free-for-All, Team vs. Team und zahlreiche weitere mehr oder weniger ausgeklügelte Optionen. Jedoch spielt sich das Spiel ganz klar zu zweit am besten, vor allem, wenn man „nur“ ein Basisspiel hat (*Schenkelklopfer*).

Mit knapp 50 verschiedenen Schiffen mit unterschiedlichen Fähigkeiten ist der Wiederspielwert garantiert, was bei einem so schnellen und kurzen Spiel natürlich essenziell ist. Denn bei erfahrenen Spielern dauert eine Partie Star Realms höchstens 15 Minuten (inklusive Aufbau), ausser, beide Spieler wählen die Chicken-Angsthase-Langeweile-Handelsföderations-Taktik. In diesem Fall haben beide Spieler nach 15 Minuten mindestens 150 Autori… Lebenspunkte und beide verdienen es, zu verlieren.

Ansonsten: Star Realms ist – mit einem Thema, das möglicherweise nicht alle anspricht – dennoch ein Kartenspiel für jedermann. Es bietet einen optimalen Einstieg in die Welt der Deckbuilder wie Dominion, aber auch in das kooperative Universum von Legendary. Das Spiel ist von allen erwähnten bei weitem das schnellste, dennoch packend und spannend und daher das optimale Spiel für Zwischendurch!

Übrigens: Star Realms ist auch als App verfügbar und kann auch so empfohlen werden, insbesondere wenn man in irgendeiner Situation (Fertigschminken der Partnerin/Werbung im Kino/Backen der Pizza/mühsame Verdauung) kurz mal eben 10 Minuten warten muss – oder niemand mehr mit einem spielen will.


Übrigens II: Star Realms Frontier steht kurz vor dem Kickstart(er), am 11.7. beginnt die Kampagne. Es gibt neue Schiffe mit neuen Technologien und offenbar ist es sogar 4-Spieler-kompatibel ab Stange mit nur einem Basisspiel. Hier findet ihr mehr Infos.

Wie habe ich mich geschlagen – zu lang für 5 Minuten? Lasst es mich wissen in den Kommentaren…

5 comments

  1. Hier müßt Ihr Etienne einfach glauben, daß es ein klasse Spiel ist. Und ein schönes Spiel. Es macht auch etwas süchtig. Aber es ist schön. Und klasse. Man nimmt es gern in die Hand. In der SO kostet das Basis Deck ca. 12€. Kann man dann auch gut verschenken. Und hat ein klasse, schönes Geschenk.
    Ach ja, und nicht vergessen: die Blobs sind böse.

    1. Kann nur zustimmen, ein sehr süffiges Spiel. Für mich quasi der perfekte Einstiegs-Deckbuilder für Leute, die das Genre noch nicht kennen. Aber auch für Veteranen spassig, da schnell und sehr geschmeidig.

      PS: Leviathan <3

  2. NIcht nur für Lovecraft-Freunde ist auch Cthulhu Realms sehr zu empfehlen, das sich zu etwa 90% gleich wie Star Realms spielt. Es ist eines der wenigen Gesellschaftsspiele, das ich gerne auf dem iPad zocke – oder sogar süchtig danach bin. Die App zeigt sehr übersichtlich, welche Karteneffekte im Moment genutzt werden können. Bei Monstercombos verliere ich beim Kartenspiel da schon mal die Übersicht. Ausserdem wird ein unterhaltsamer Kampagnenmodus geboten, der einige reizvolle Varianten präsentiert. Ausprobieren geht via Gratisversion. Diese ist im Solomodus allerdings viel zu leicht. Erst die teilweise knüppelharte Kaufversion macht solo gehörig Spass.

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