Odysseus, Herakles, Penelope und Co. im Kampf um den Olymp…

Kampf um den Olymp ist ein 2-Spieler-Kartenspiel!

Zoff unter den griechischen Göttern! Und wenn Götter streiten, tun sie dies – aus unerklärlichen Gründen – nicht bei sich zu Hause. Darum ist jetzt der Olymp verlassen. Deine Chance, den Götterhain für dich in Anspruch zu nehmen. NUR: leider hat genau ein weiterer Artgenosse dieselbe Idee… Ein erbitterter Kampf kann beginnen!

Nun gut, das Setting in Kampf um den Olymp von Lookout Spiele könnte etwas ausgereifter sein. „Och schau mal, zufälligerweise streiten gerade alle anderen Götter – UND SIE HAUEN ALLE AUCH NOCH GLEICH AB?“ Wer aber regelmässig kompetitive 2-Spieler-Spiele spielt, weiss, dass die Thematik meist nur eine klitzekleine Nebenrolle spielt. Falls das Regelwerk mit ein paar kursiven Zeilen beginnt, kann man sich schon ganz glücklich schätzen – auch wenn diese eben nur wenig Sinn ergeben. Sieht man aber über diesen Mangel hinweg, hat das Götter-Duell einiges zu bieten – …oder?


Agamemnon und ganze 59 weitere…

Zwei Spieler-Götter – oder je nachdem auch Götter-Spieler – streiten sich also um die Kontrolle auf dem Olymp. Ein Kampf ist unvermeidlich. Und wie es sich für Götter gehört, ziehen diese nicht selbst in den Kampf, sondern schicken ihre sterblichen Anhänger, Halbgötter und Helden voraus. Und davon gibt es genug. Von Achilleus bis Tydeus ist alles, was in der griechischen Mythologie Rang und Namen hat, mit von der Partie. Und allesamt sind sie sehr schön und mit Liebe zum Detail dargestellt – bei 60 (!) verschiedenen Helden und Heldinnen durchaus bemerkenswert.

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Die zahlreichen Helden sehen wunderschön aus.

Dieses breite Spektrum an Super-Kämpfern und Legenden bringt immerhin eine gewisse Stimmung und etwas griechische Mythologie mit sich. Es macht zugegebenermassen ziemlich Laune, sich mit Hektor, Agamemnon, Odysseus und Co. die Köpfe einzuschlagen. Neben den schönen Illustrationen bringt jeder Held auch noch seine eigene – meist originelle – Spezialfähigkeit mit sich, die den Götter-Kampf noch etwas würzt. Und wenn der muskulöse Ajax doch noch nicht stark genug ist, kann man ihn zusätzlich mit Schwert, Schild und Helm ausstatten.

Dabei funktioniert die Kartenschlacht wie bei vielen anderen Kartenspielen heutzutage auch: Eine Karte besitzt eine von vier Farben – oder kann, wie die stärksten Helden, als beliebige Farbe ausgespielt werden – mit denen andere Karten bezahlt werden können. Dabei stellt sich stets dieselbe Frage: Welche Karte behalte ich für den Ernstkampf später – und welche Karte benutze ich jetzt zum Bezahlen? Diese Entscheidung ist oftmals gar nicht so einfach zu treffen, was durchaus für das Spiel spricht und es auch mittelfristig spannend hält. Dennoch sind es leider nicht nur diese Entscheidungen, die den Sieg oder die Niederlage mit sich bringen – leider will da jeweils auch noch das Glück mitreden…


Mein Gott, hast du gut gemischt!

Wer keine gelbe Karte auf der Hand hat, gleichzeitig aber nur Karten, die gelbe benötigen, um ausgespielt werden zu können, der wartet. Und je nachdem wartet er lange… Nun gut, so lange nun auch wieder nicht, denn in diesem Fall ist das Spiel in fünf Minuten zu Ende. Und das ist sehr frustrierend. Vor allem der Anfang kann mühsam sein, wenn ein Spieler wirklich miserable Startkarten zieht und endlos lange auf seine gelbe Karte wartet. Es gibt auch keine Notfall-Aktion, die einem aus der Patsche helfen könnte – im Stile von „lege zwei Karten ab, um eine bestimmte Farbe zu erhalten.

Es kommt daher durchaus vor, dass Partien bereits in den ersten zwei Runden durch das Glück vorentschieden werden. Natürlich ist auch im späteren Spielverlauf das Ziehen von Karten reine Glückssache. Aber immerhin gibt es zu diesem späteren Zeitpunkt – wenn auf beiden Seiten bereits zwei bis drei Helden gespielt sind – mehr Spielraum für die Götter-Spieler, um sich noch irgendwie über Wasser zu halten.

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Spieler-Gott 1 hat drei Karten auf der Hand: die zwei blauen Karten Pandora und Argonauten und den farblosen Hektor. Er hat nun zwei Optionen. Option 1: Mit den Argonauten Pandora bezahlen und Hektor auf der Hand behalten. Option 2: Mit Hektor Pandora bezahlen und die Argonauten kostenlos ausspielen.

Wenn das Spiel aber einmal Fahrt aufgenommen hat und ausgeglichen bleibt, blüht es erst so richtig auf und wird tatsächlich noch etwas taktischer. Auf dem kleinen Spielfeld in der Mitte gibt es sechs Schlachtfelder – drei auf dem Olymp, zwei in Delphi und eines in Troja. Jeder Spieler-Gott kann pro Schlachtfeld eine Einheit in den Kampf schicken. Am Ende jedes Zugs greifen alle Einheiten des aktiven Spielers an. Dabei wird entweder einer gegenüberliegenden Einheit auf den Kopf gegeben, oder man erhält bei einem unverteidigten Angriff einen Bonus. (Auf dem Olymp gibt es einen Siegpunkt, in Delphi kriegt man einen farbigen Marker, der zum Bezahlen von Karten genutzt werden kann, und in Troja zieht der Spieler-Gott eine Karte.) Dadurch fallen weitere wichtige Entscheidungen an: Soll ich mit den schwachen aber kostenlosen Argonauten den Bonus für den Gegenspieler verhindern – auch wenn diese dabei sterben – oder soll ich an einem anderen leeren Schlachtfeld zum Angriff blasen und so den Gegenspieler unter Druck setzen?

So geht es weiter, bis meist ein Spieler-Gott sieben Siegpunkte erreicht hat oder am Anfang seines Zuges alle Schlachtfelder mit Einheiten besetzt sind. Auch diese zweite Siegbedingung bringt gegen Ende des Spiels noch einmal ein wenig Spannung mit sich – selbst wenn es zu diesem Zeitpunkt für den Gegner bereits meist zu spät ist.


Ein Götter-Spiel – aber leider kein Spiele-Gott

Kampf um den Olymp reiht sich neben einer Vielzahl von 2-Spieler-Spielen ein, die den Brettspiel-Olymp nicht erreichen, aber sich durchaus einen Platz in – sagen wir – Troja verdient haben. Der Glücksfaktor und das Frustrations-Potenzial sind hierfür schier zu gross. Eine Partie 7 Wonders – Duel, Mr. Jack oder auch Lost Cities ist meist dem vorgestellten Spiel vorzuziehen, obwohl das Glück natürlich auch hier eine Rolle spielt.

Und doch sind es die zahlreichen Helden – und vielleicht auch etwas meine Schwäche für die griechische Mythologie aus der Schulzeit – die künftig das Spiel zumindest als Abwechslung auf den Tisch bringen werden.

Daher:

Ein gutes Spiel für ein Brettspiel-Einsteiger-Pärchen oder für unterwegs, im Urlaub. Aber leider nicht mehr!

Wie findet ihr Kampf um den Olymp? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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