Vorgestern war es endlich wieder soweit – die Muwinser luden zum Spielesamstag unter Freunden und Bekannten. Zur Auswahl stand so einiges…
Secret Hitler
Shotgun Pete: Immer wieder ein erfolgreicher Icebreaker, um Neuankömmlinge in unserem Kreis willkommen zu heissen – sie bekommen dann zumindest schon mal eindrücklich vor Augen geführt, wie wir bei Muwins so ticken. Yves fälschlicherweise als Faschist zu outen, um dann selber mit den pösen Puben zu gewinnen? So macht „Deduktion“ Spass.
Oldiebenji: Ja, der Secret Dings hat wieder gehalten, was er verspricht. Neben einer allzu schnell beendeten Partie, boten die anderen zwei wiederum alles, was dazu gehört. SH bleibt DER Auftakt in, oder Absacker aus jedem Event, und bringt die Leute in den richtigen Modus!
1812: The Invasion of Canada
Shotgun Pete: Nach Benis Rezension von 1775: Rebellion war ich doch sehr gespannt auf dieses Spielsystem. Yves (Miliz) und Jürg (Armee) waren die Aggressoren auf US-Seite, während Götschi (Rotröcke), Beni (Miliz) und ich (Indianer) uns für die Interessen von Britisch-Kanada einsetzten. Nachdem die Amerikaner wenige Runden vor Schluss bei Fort Erie den Durchbruch geschafft hatten (die ortsansässige Miliz zog es mal wieder vor, beim ersten Feindkontakt das Weite zu suchen), sah es für Kanada nicht sonderlich gut aus. Aber am Ende war es die Kanu-Flotte der nordamerikanischen Stammeskämpfer, welche den Konflikt mittels einer gross angelegten Invasion zugunsten des Empire entschied!

lukebigbosss: 1812 war ganz klar das Highlight des Tages. Sehr spannender Konflikt, welcher durch die Indianer gewonnen wurde. Die kanadische Regierung dankt es ihnen mit geräumigen und geselligen Reservaten. Der sehr hohe Glücksanteil in diesem Spiel ist mir egal. 1812 lebt von Spannung und Teamspirit. Das ideale Spiel für Muwinser: Schlachten mit gewürztem Trashtalk, Sieg mit dem letzten Würfel und lauter Jubel bei einem Erfolg…

Oldiebenji: Oh ja – obwohl 1812 das erste aus der Birth of America Serie war, braucht es sich vor 1775 keineswegs zu verstecken. Wenn auch noch glückslastiger und weniger taktisch, ist der Fun-Faktor hier ebenso hoch wie beim neueren Verwandten. Wie Yves schon sagte: Hochspannung und Trashtalk sind bei jedem Gefecht garantiert – ich kann die Wikinger kaum erwarten!
Cosmic Encounter
Shotgun Pete: Alle machen sich gegenseitig Kolonien streitig, erobern und verteidigen mal mehr, mal weniger erfolgreich. Dann kommen die Makros, angeführt vom weisen Shotgun Pete, und gewinnen mittels eines magistralen Doppelschlags: Erst berauben wir die Söldner ihres dritten Heimatplaneten, was den Verlust ihrer Spezialfähigkeit bedeutet. Dies ermöglicht uns das Durchführen des Parasiten-Manövers, wodurch wir gleich noch einen weiteren Söldner-Planeten kolonisieren dürfen. Fünf Fremdkolonien? Check!
lukebigbosss: Das zweite Mal für mich. Fand es nicht allzu toll. Wir spielten 1 1/3 Spielrunden. Man hofft auf eine gute Hand und spielt den Kombi zur richtigen Zeit. Zudem sind die verschiedenen Fähigkeiten extrem unausgeglichen. Nach einem dritten Mal gibt es meine definitive Einschätzung.
Sons of Anarchy
Oldiebenji: SoA gehört definitiv zu unseren Evergreens. Zwar kommt es nicht ganz so oft auf den Tisch, wie man sich das eigentlich wünschen würde, aber es ist wohl für die meisten, fiesesten und unvergesslichsten Anekdoten der MUWINS-Spielhistorie überhaupt mitverantwortlich. Und auch diesmal ging es wieder hoch her in Charming! SoA gehört nun mal zu den Perlen, bei denen unsere sympathischsten Wesenszüge immer wieder am deutlichsten zur Geltung kommen.
Deception: Murder in Hong Kong
Shotgun Pete: Während am Tisch nebenan noch Sons of Anarchy gespielt wurde, begaben wir uns auf Mördersuche, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken. Aktuell genügelt mir dieses Spiel etwas, abgesehen vom Forensiker scheinen mir die Rollen auf Dauer nicht sonderlich spannend zu sein.
lukebigbosss: Pflaume des Abends… Meiner Meinung nach spielen nur der Chefermittler und der Mörder. Die Anderen diskutieren ein wenig über die verschiedenen Möglichkeiten. Am Samstag waren der Mörder inkl. Tatwaffe und Indiz von Sekunde 1 an klar: Sad, just so sad…
For Sale
Shotgun Pete: Meine anfängliche Taktik, die anderen Spieler mit überrissenen Einstiegsgeboten dazu zu bringen, sich gleich mit der unattraktivsten Behausung zu begnügen, erwies sich nicht als sonderlich erfolgreich. Merke: nicht alle Spiele lassen sich mit muwins’schem Vorgehen gewinnen…
lukebigbosss: Sehr schönes Versteigerungsspiel. Für eine 6er Runde ideal, schnell erklärt, schnell gespielt.
K2
Yves: „Welche Seite wollen wir besteigen, Südwand oder Nordwand?“
Peter: „Nordwand.“
Yves: „Die Nordwand gilt beim Bergsteigen generell als die schwierigere.“
Peter: „Passt.“
Yves: „Sommer oder Winter?“
Peter: „Winter.“
Yves: „Eine Gipfelbesteigung über die Nordwand im Winter hat noch niemand überlebt.“
Peter: „Bis jetzt.“

Shotgun Pete: Etwa fünfzig Minuten später: Mein bester Bergsteiger hat es als erster auf den Gipfel geschafft, erfror dann aber beim Abstieg auf etwas über 7000m Höhe. Yves‘ bester Bergsteiger erlag auf dem Gipfel einem Lungenkollaps. Jürgs Bergsteiger kam nicht mal in die Nähe des Gipfels… aber überlebte als einziger.

lukebigbosss: Wer nicht glaubt, muss fühlen… Der Gewinner war das grösste Chicken von allen. K2 eignet sich für Anfänger, wie für erfahrene Wintersportler. Die Thematik wird sehr schön ins Spiel übertragen: Wettereinfluss, Atemnot, schwierige Stellen, Platzmangel am Berg, Kaffeepause im Zelt an exponierter Stelle. Gerne wieder!
Skull King
Shotgun Pete: Jürg kommt auf keinen grünen Zweig, Martina und Peter mühen sich ordentlich um Anschluss an die Spitze, Yves führt bis kurz vor Schluss. Am Ende aber entpuppt sich Götschi aka Mr. „null agseit, null gmacht“ zum wahren Schädelkönig.
lukebigbosss: Mein liebstes Stichspiel, klare Empfehlung für alle Spielrunden.
Days of Ire: Budapest 1956
Oldiebenji: Gerade erst erhalten und hier den Solo-Ersteindruck geschildert, schon hatten wir die Chance, Days of Ire auf den Tisch zu bringen. Als Einstieg haben wie ein Spiel zu viert gegen die AI gewählt und… verloren. Allerdings äusserst knapp, und dies nachdem wir noch bis Mitte des Spiels nicht mal ein kaltes Gulasch auf uns gewettet hätten. Das Spiel ruft nach mehr, der Einstieg ist für Neulinge allerdings nicht ganz einfach – zu übermächtig erscheint zu Beginn einer Partie die sowjetische Seite. Aber eben: Dran bleiben!
Sekigahara
Shotgun Pete: Als würdigen Abschluss dieses Spielesamstags gab es noch eine Nachtsession mit dem exzellenten Sekigahara, bei der mir Jürg Gesellschaft und Widerstand leistete. Nachdem sich über weite Strecken beide Heerführer als ebenbürtige Gegner erwiesen, schaffte es Tokugawa Jürgasu in den letzten beiden Wochen, Ishida Peterunari mit einem riesigen Heer vor Kyoto zu block(!)ieren. Angesichts der unabwendbaren Niederlage entschied sich der kaiserliche Heerführer Ishida darauf, einen ehrenhaften Tod im Kampf zu suchen. An vorderster Stelle führte er seine 30’000 Mannen gegen eine beinahe doppelt so grosse Armee an und musste mit ansehen, wie seine getreuen Mori- und Kobayakawa-Krieger allesamt niedergemetzelt wurden. Ja, seine Streitkraft wurde komplett aufgerieben, keiner kam lebend davon, alle starben heldenhaft in dieser Schlacht. Ausser Ishida selbst. Er überlebte. Und ist nun Klinkenputzer am Hofe Tokugawas.

Nach einer längeren Zugreise in das wilde Fribourgistan wurde ich von Shotgun Pete in die heiligen Gefilde der MUWINSischen Brettspielhallen geführt. Durch die Türe geschritten wurde ich von einer Wand aus Brettspielen und vielen freundlichkuckenden (der Schein trügt! :P) Gesichtern empfangen.
Vorneweg: Für mich waren alle (gespielten) Spiele «brettspielerisches Neuland», hatte also keines der Spiele vorab gespielt, allerdings – zum Teil dank MUWINS – schon von den meisten gehört/gelesen.
Secret Hitler:
Auch wenn ich schon das eine oder andere Deduktionspiel gespielt hatte, hatte ich mit dem „sympatischen“ jungen AnFührer noch nicht das Vergnügen. Das Spiel macht echt Laune und man kann sich auch schon ein bisschen kennenlernen. Ich war dann sogar einmal bei den pösen Faschisten und durfte damit sogar einen Sieg davontragen. Für mich ist SH das neue Aushängeschild der Deductions. Das Spiel ist kurzweilig, jeder ist jederzeit im Spielgeschehen integriert und es lockert einfach die Runde auf. Ein weiterer Pluspunkt: Das Spiel ist von der Schachtel bis zu den Spielkarten sehr schön und hochwertig gestaltet/gefertigt.
1812: The Invasion of Canada:
Das Review von 1775 von Beni hatte mich sowieso schon gluschtig gemacht und so musste ich bei der Runde 1812 einfach dabei sein. Und für wahr, ich sollte es nicht bereuen. Das Spiel ist einfach – so dass es auch ein Depp wie ich versteht – und spielt sich ebenfalls sehr kurzweilig. Durch die Teambildung und das gemeinsame Auswürfeln der Kämpfe (wenn man in den Kampfverbänden Einheiten postiert hat) hat man immer was zu tun. Und Trashtalk oder das Pfeifen des unsäglichen «British Grenadier» und des famosen und unglaublich schönen Yankee Doodle bei einer entsprechenden Gebietseroberung muss sowieso immer sein.
Das Spiel blieb spannend bis zum Schluss nur leider hat die psychologische Kriegsführung des ohrenzersägend-falschen Getrillere von Beni Wirkung gezeigt und die amerikanischen Regulars konnten ihre Treffsicherheit leider nicht aufrecht erhalten. Besonders die «Schmach von Amherstburg» bleibt wohl ewig in den amerikanischen Köpfen hängen.
Sons of Anarchy:
Als grosser Fan der TV-Serie musste ich hier natürlich dabei sein und konnte mir sogar die berühmte SAMCRO-Motorradgang sichern. Leider lief es von Anfang an eher harzig und so wurden wir grad zu Beginn schon von zwei feindlichen Gangs unter Druck gesetzt und lieferten uns auch sonst noch den einen oder anderen Patzer. Im Mittelspiel ging es dann besser und wir konnten unsere irischen Waffen gezielt einsetzen. Das Highlight war dann sicherlich der Event wo man nur die Truppen der anderen Spieler verschieben konnte (und seine eigenen nicht). Natürlich endete das in einer blutigen Massenschiesserei in Piney’s Cabin weil jeder eine der anderen Gangs auf eben dieses Feld verfrachtet hat.
K2:
Sehr interessantes Spiel, welches die Extrembergsteigthematik gekonnt in ein Brettspiel umgesetzt hat. In der Mitte des Spiels wurde mir dann aber schnell klar, dass der Aufstieg zum Gipfel für mich nicht zu schaffen ist und habe mich für den sicheren Abstieg entschieden. Natürlich wurde dies von den testosteron-vergifteten Mitspielern belächelt und verspottet aber ich werde mit einem Schmunzeln daran denken wenn ich im Sommer den Aufstieg nochmal mache und meinen White Russian aus den Schädeln der erforenen „Helden“ trinken werde. Harhar!
Skull King:
Oje. Ich und ein Jass(ähnliches Spiel. Das kann ja heiter werden. Aber ich war dann doch positiv überrascht. Den das Spiel macht – trotz meines nicht-unerwarteten Abstinkens – ordentlich Spass und bietet jede Menge Gelegenheit MUWINSische Spieltaktik (aka: den anderen so richtig schön eine reinzupfeffern) einzusetzen. Und Piraten als Thema ist immer gut. Ayyyy!
Sekigahara:
Mitternacht und fertig mit Brettspiele? Pff…wo kämen wir denn da hin. Shotgun Pete und ich sind uns da anderes gewohnt und so war es nicht erstaundlich dass wir nach gut 11h immer noch nicht genug hatten. Ebenfalls vom MUWINS Bericht inspiriert fiel meine Wahl schnell auf Sekigahara.
Ein grandios-gutes Spiel mit einer ebenso interessanten Thematik. Das Beste am Spiel ist der „Fog of War“ bei dem man die Truppenstärke und Schlagkraft des Gegners nie genau wissen kann und es so öfters mal zu einer Überraschung kommen kann. Auch die Überläufer-/Loyalitätsmechanik kommt auch immer zur falschen (oder richtigen :D) Zeit und kann das Blatt nochmal wenden.
Puh, ich tue mich grad schwer einen Favoriten des Abends zu nennen. Es hatte ein paar echte Kracher darunter und keines der von mir gespielten Spiele fiel irgendwie sonderlich negativ ab.
Ich denke die Highlights für mich waren 1812 und Sekigahara. Skull King bildet wohl das Schlusslicht, was aber nicht heissen soll dass es schlecht ist. Im Vergleich mit den anderen tollen Spielen hinkt es einfach etwas hinterher. und zudem ist einfach nicht meine Art von Spiel.
PS: Nochmals ein herzliches Dank an die tolle Truppe und Gäste der MUWINSer für den grandiosen Brettspieltag.
PPS: Habt ihr nicht ‚Flamme Rouge‘ vergessen? Das wurde doch auch noch gespielt.
Toller Kommentar j0kerat.
Ich bin froh, gibt es zu den vergangenen Ereignissen auch noch unabhängige Berichterstattung. Sonst müsste ich mich ganz auf diese alternativen Fakten aus dieser Seite hier verlassen…
Danke für deine Antwort, Matthias. Wenn ich so bedenke wie schlecht ich für diesen unabhängigen Kommentar bezahlt wurde, ist das ein echter Aufsteller. ;P
Wahrer Journalismus wird von der Liebe zur Wahrheit angetrieben!
Ach ja: PS @ Shotgun: Klinkenputzer? Hättest du wohl gerne. Darauf darf der ehemals-kaiserliche Jüngling dann vielleicht nach ein paar Jahren als Latrinen“pfleger“ für die tokugawischen Sumoringer mal hoffen.
Ich habe ja nicht gesagt, welche Klinken er da putzt… 😉
Aber jederzeit gern! Du musst einfach schauen, dass Du möglichst bald aus diesem unsäglichen Ostblock zu uns in den Wilden Westen ziehst!
Ach, als östliches Raubein ist mir der Wilde Westenhalt einfach nicht wild genug. Aber ein bisschen Kulturförderung mache ich dann sicher mal wieder im Westen. ;P
Flamme Rouge wurde gespielt – wir waren aber nicht beteiligt. Wir hoffen, dass sich einer der Betroffenen noch dazu äussert 🙂